27.11.2009 - 27.02.2010
Rund 30.000 Gegenstände von den Bewohnern Australiens und Ozeaniens werden im Leipziger Museum für Völkerkunde bewahrt. Die weitaus größte Zahl wurde in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg gesammelt und gelangte durch die Großzügigkeit vieler Einzelpersonen in das Museum.
Die Kulturen der Aborigines in Australien sind die ältesten der Menschheit. Anhand der Arrernte und Walpiri in Zentralaustralien oder der Yolngu im nordöstlichen Arnhemland wie den Tiwi im Northern Territory wird deren Kultur mit ihren Mythen, Traditionen und ihrer Anpassung an die heutige Welt gezeigt. Objekte aus der frühen Kontaktzeit der weißen Siedler mit der einheimischen Bevölkerung aus dem 19. Jahrhundert werden ergänzt mit neueren Erwerbungen und Malereien zeitgenössischer, international anerkannter Aborigines-Künstler. Besonders eindrucksvoll ist ein Ensemble rezenter Totenpfähle der Tiwi, in welchem ein lebensecht gestalteter Tänzer die Besucher die Dramatik eines traditionellen Corroboree erahnen läßt.
Australien kann auch er- und gespürt werden: ein Touchwall und ein Sandkasten lassen die typischen Formen der australischen Landschaften und Lebensräume sowie die wichtigsten Alltagsgeräte Bumerang, Grabstock und Sammelschale „begreifbar“ werden.
Besonders die im Auftrag des Hamburger Handelshauses Johann Cäsar Godeffroy sammelnde sächsische Reisende Amalie Dietrich brachte heute unwiederbringliche Zeugnisse der Kultur der australischen Ureinwohner aus Queensland nach Deutschland. Dem Handelshaus Godeffroy und seinen Forschern ist daher eine eigene Vitrine gewidmet. Übergehend zur zweitgrößten Insel der Erde, Neuguinea, wird die Ausstellung fortgesetzt durch einzigartige Masken und eine Trommel der Bewohner der Inseln der Torres-Straße, jener Meerenge, die Australien von Neuguinea trennt. Eindrucksvolle, dem kultischen Leben zugehörige Objekte vom Papua-Golf sowie aus dem Sepikgebiet im Nordosten der Insel stehen stellvertretend für die immense Vielfalt der dortigen Kulturen. Ergänzung erfuhr die Leipziger Sammlung durch Einzelstücke aus dem Museum für Völkerkunde Dresden.
Von der Arktis in der Amerika-Ausstellung kommend, gelangt der Besucher – wie einst James Cook auf seiner dritten Reise 1778 – in die Südsee, nach Ozeanien. Dieser erste Raum ist den Inselkulturen Mikronesiens gewidmet. Hausrat, Kleidung und Schmuck der Mikronesier, vor allem aber ihre Boote, mit welchen sie Tausende von Seemeilen auf dem offenen Meer zurücklegten, sind für Europäer ungewöhnlich. Prachtvolle Flecht- und Webmatten, in Art und Gestaltung weltweit einzigartig, Schmuck aus in langen Stunden geschliffenen rötlichen oder weißen Muschelscheibchen, geschnitzte Holz- und Schildpattschalen wie Skulpturen werden präsentiert.
Weltweit sind flache Atolle durch steigenden Meeresspiegel und zu schwere Bebauung der Riffe gefährdet. Betroffen davon sind auch die Bewohner von Tuvalu in Polynesien. Ein traditionelles Wohn- und Schlafhaus von der Insel Niutao in Tuvalu, anhand dessen die aktuelle Lebenssituation thematisiert wird, ist im nächsten Raum zu sehen. Es wurde vor Ort, im Völkerkundemuseum, von lokalen Hausbaumeistern errichtet. Filme und Fotos zeigen das Alltagsleben, Objekte aus der Godeffroy Sammlung aus dem 19. Jahrhundert ergänzen das Bild.
Den speziellen Kunstwerken der Kulturen im zu Melanesien gehörenden Bismarck-Archipel, insbesondere von Neuirland, sind gleich drei Vitrinen gewidmet. Hier sind mit Bestattungsriten verbundene Objekte wie etwa eine Uli-Figur, die einen herausragenden Häuptling repräsentiert, ebenso zu sehen wie filigrane Schnitzwerke, die den Malangan genannten Totenfeiern entstammen. In einem speziell abgetrennten Raum werden Besonderheiten der Sammlung ausgestellt, wie etwa Farnfiguren oder Masken aus der melanesischen Inselwelt.