In Hermannsburg, einer kleinen Missionsstation 115 km südwestlich von Alice Springs, entstand das erste Zentrum moderner Ureinwohnerkunst in Australien. Die Ausstellung präsentiert die Sammlung der Hermannsburger Künstler aus dem Bestand des GRASSI Museums für Völkerkunde zu Leipzig.
Die Künstler, die zur ethnischen Gruppe der Aranda gehören, zeigen in 20 kleinformatigen Landschaftsbildern die enge Verbundenheit zu ihrem Land. Die Acryl-und Aquarell-Arbeiten werden ergänzt durch Fotografien, die die Landschaft rund um Hermannsburg darstellen, sowie einige Objekte, wie Bücher und Keramiken. Angeregt durch den englischen Maler Rex Battarbee, begann Albert Namatjirra (1902 – 1959), ein Aranda, 1934 Landschaftsaquarelle zu malen und wurde sehr bald ein erfolgreicher Künstler. Er und seiner Frau Rubina wurde 1957 als ersten Ureinwohnern die australische Staatsbürgerschaft zu erkannt. Seine Familienangehörigen folgen bis heute seinem Malstil. Diese Landschaftsmalerei im klassischen Stil nennt man „Hermannsburger oder Aranda-Malschule“. Sie ist ausschließlich den zum Namatjira-Clan gehörenden Malern erlaubt, von denen bereits die vierte Generation erfolgreich auf dem Kunstmarkt auftritt.
Die Aranda leben in der Wüstenregion im Zentrum des australischen Kontinents. Ihr Land ist geprägt von zerklüfteten Berg- und Hügelketten, von Schluchten und sandroten Ebenen, die mit Akazien und Eukalypten bewachsen sind. Die Menschen dort haben bis heute eine reiche Tradition an Zeremonien, Gesängen und Geschichten, die das Land und seine Flora und Fauna beschreiben. In umfangreichen zeremoniellen Zyklen sichern die Ureinwohner den Erhalt der Natur und aller ihrer Lebewesen. In diesen Zeremonien wurden Sandbilder gefertigt, die bestimmte heilige Orte mit Symbolen und vielen Punkten in einer abstrakten Weise beschrieben, die man aber nach den Zeremonien wieder zerstörte. Die heutige Aquarellmalerei ist neben der traditionellen Punktmalerei eine neue Facette der zeitgenössischen australischen Aboriginal Art.