09.07.2010 - 26.09.2010
Heute gelten Kelims als zeitgemäße Wohnaccessoires, die als Bodenteppich, Wandbehang, Decke oder Kissen für einen exotischen Touch sorgen. Die leuchtenden Farben, expressiven Muster und verschiedenen, aufwändigen Techniken für zusätzliche Verzierungen sind faszinierend.
Zwei deutsche Sammlerehepaare, Dr. Berndt und Brigitte Busz sowie Gudrun und Gottfried Schubert, haben über viele Jahre Kelims in allen ihren Variationen gesammelt. Im Jahr 2009 haben sie das GRASSI Museum für Angewandte Kunst mit großzügigen Schenkungen bedacht. Dies ist ein großer Glücksfall für das Museum, dessen Teppichsammlung bisher nur wenige Kelims enthielt und das jetzt auch diesen Bereich umfangreich darstellen kann. Rund 40 Stücke aus diesen Donationen werden in der Ausstellung „GEWEBTE GÄRTEN. Orientalische Kelims“ präsentiert.
Die flach gewebten Kelims sind wesentlich älter als geknüpfte Teppiche, dennoch wurden sie Jahrhunderte lang als vermeintlich primitive Arbeiten einfacher Nomaden wenig geschätzt. Die orientalischen Teppichhändler verwendeten sie allenfalls als Transportverpackung der als sehr viel kostbarer angesehenen Knüpfarbeiten. Auch in Europa schenkte man ihnen wenig Beachtung, bis in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts der Tourismus in der Türkei einsetzte. Urlauber, die weltenbummelnden Anhänger der Hippie-Bewegung aber auch Kunstsammler waren fasziniert von den archaisch anmutenden, starkfarbigen „Neuentdeckungen“. Kelimgewebe wurden einerseits zum beliebten Reisesouvenir, andererseits aber auch zum begehrten Sammelobjekt. So entstanden vor allem in Europa und Amerika viele große und kleine Sammlungen.
Die im GRASSI Museum für angewandte Kunst gezeigten Kelims stammen aus dem späten 19. und dem 20. Jahrhundert. Sie wurden ursprünglich als Teppiche, Decken, Überwürfe oder auch Vorhänge genutzt und spiegeln die unterschiedlichen Webtraditionen der Nomaden und der sesshaften Bevölkerung aus Anatolien, den Bergregionen des Irak und der angrenzenden Gebiete wider.