Der öffentliche Raum wird herkömmlich definiert als Ort im Außen, der gemeinschaftlich genutzt wird und dementsprechend durch die Interessen der Allgemeinheit produziert und gestaltet werden sollte. Damit verbindet er sich zwangsläufig mit Ideen von Demokratie und Freiheit. In der Realität jedoch zeigt sich ein anderes Bild. Von „Betreten verboten“-Schildern auf Rasenflächen über hierarchisch argumentierende Architektur und allgegenwärtige Kameras bis zur notwendigen Genehmigung von jeglicher Form der freien Meinungsäußerung – kaum ein Bereich wird derart von kapitalistischen und bürokratischen Ge- und Verboten organisiert wie der öffentliche Raum, stellt sich so sehr als von Überwachung (Kontrolle) und Privatisierung (Ökonomisierung) definiert dar.
Mit dieser widersprüchlichen Ausrichtung – seinem theoretisch demokratischen Grundgedanken und seiner restriktiven Wirklichkeit – ist der öffentliche Raum seit Jahrzehnten ein beliebtes Thema künstlerischer Arbeit. Gleichzeitig liegt es in seiner staatlich geordneten Struktur, dass er nur in wenigen, behördlich genehmigten Ausnahmen auch der Ort ihrer Präsentation sein kann. Will Kunst sich in ihrer Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum also nicht den Zwängen ihres Gegenstandes unterwerfen, muss sie sich neuer Strategien bedienen. Hier kommt etwa die Frage nach der Kunstinstitution ins Spiel. Sie ist in sich ein Hybrid aus öffentlichem und eher von Insidern genutztem Ort, also für die Gemeinschaft potentiell zugänglich, ohne aber den Verordnungen folgen zu müssen, die für den öffentlichen Raum gelten. Aber bietet sie deshalb unbegrenzten Frei-Raum? Oder gibt es auch hier Zwänge, denen sich Kunst oder Betrachter/innen zu unterwerfen haben? Und wenn, welche sind das im Verhältnis zu denen des öffentlichen Raumes?
Im Inneren der Stadt. Öffentlicher Raum und Frei-Raum in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst präsentiert Positionen einer jüngeren Künstler/innengeneration, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Verfasstheiten des öffentlichen Raumes zwischen Freiheit und Restriktion beschäftigen. Dabei setzen sie verschiedene Herangehensweisen ein, um vielfältige Aspekte des öffentlichen Raumes zu formulieren und seine hierarchische Ordnung gleichzeitig zu befragen.
Viele der gezeigten Arbeiten werden für die Ausstellung entwickelt. Als Ort der Präsentation wird neben den institutionellen Räumen auch der öffentliche Raum einbezogen.