10.12.2007 - 20.01.2008
Zum 16ten Mal vergab das Filmbüro Bremen den Videokunst Förderpreis Bremen. Jährlich werden dabei zwei Videokunst-Konzepte gefördert. 2006 überzeugten die eingereichten Konzepte von Angelika Middendorf und Christoph Keller die Jury, die darüber hinaus den Förderpreis an den Bremer Videokünstler Harald Busch vergab.
Sonar[Space]
Angelika Middendorf, Berlin
Das experimentelle Videoprojekt Sonar[Space] von Angelika Middendorf konfrontiert den Betrachter mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und medialen Phantasievorstellungen der uns umgebenden Welt, die von der Künstlerin zu einer virtuellen Reise montiert werden. In rasantem Wechsel zwischen wissenschaftlichen Momentaufnahmen und Science-Fiction Bildern durchlebt die Protagonistin von Sonar[Space] neue Welten, die sich ihr auf ihren Reisen durch den nie endenden Informationsstrom durch Raum und Zeit offenbaren. Sonaraufnahmen dienen Middendorf dabei als akustisches Material für die Erschließung von noch unbekannten, imaginierten Über- und Unterwasserwelten. Die fiktive Ich-Erzählerin geleitet den Betrachter durch eine experimentelle Wahrnehmungswelt und erschließt ihm auf der fiktiven Reise neue virtuelle Szenarien, unterstützt und dominiert von Wissen und Glauben einer bereits technisch erschlossenen und doch fremden Welt.
In der Installation lädt Middendorf den Betrachter ein, die im Video visualisierte Welt auch physisch in einer eigens dafür entwickelten Plattform, die Sonarklänge auf den Körper überträgt, erfahrbar zu machen.
hypnosis-film-project
Christoph Keller, Berlin
Das künstlerische Werk Christoph Kellers setzt an den Grenzen des gängigen "Found Footage-Reservoirs" an und erweitert diesen Begriff im Sinne einer "Research Footage". Keller arbeitet als cinematographischer Archäologe, wobei er in seinen Arbeiten das strukturell organisierte Material in Videoinstallationen einbettet. Der Künstler analysiert, sammelt, bewahrt und schafft zugleich. Was entsteht ist ein Kunstwerk, das strukturell die Eigenschaften eines Archivs, eines audiovisuellen Lexikons aufweist, und doch in Art und Weise der Zusammensetzung, der etymologischen Struktur eine individuell gefärbte Sichtweise und Interpretation darstellt. Die "Obsession" des Sammlers, des Chronisten trifft sich mit der Kreativität des Künstlers.
Tapezierer2
Harald Busch, Bremen
In der geplanten Videoinstallation "Tapezierer2" stilisiert Harald Busch eine profane Tätigkeit: die des Tapezierens. Sie wird als Videoinprojektion in redundanter und unausweichlicher Wiederkehr dargestellt, indem ein Tapezierer immer neue Tapeten über die Vorangegangenen klebt und dabei gleich mehrfach auf der Bildfläche erscheint. Die installative Umsetzung in Form einer nachgebauten Wand, auf die von beiden Seiten passgenau projiziert wird, zeigt die Handlung im Format 1:1, wobei sich der Tapezierer um die Wand herum zu arbeiten scheint, um auf diese Weise einen Kreislauf ewiger Wiederholung zu schließen. Buschs Arbeit beschäftigt sich in besonderer und auch ironischer Weise mit der Erfahrung von Zeit und Vergänglichkeit sowie mit der Relativität von Bedeutung, assoziiert man die Tapete als imaginären Sinnträger. Der in der Videoarbeit konzipierte, intensive, in der Wiederkehr fast sezierende Blick auf eine spezifische menschliche Handlung wird im Kontext der räumlichen Installation konsequent inszeniert.