10.01.2008 - 13.04.2008
Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin besitzt eine repräsentative Sammlung Florentiner Tafelmalerei des 14. Jahrhunderts. Dazu gehören Werke von höchster Bedeutung, wie Giottos Darstellung des Marientods oder das große Triptychon von Agnolo Gaddi aus der Florentiner Kirche Santa Maria degli Angeli. Obschon beide Objekte durch fast ein Jahrhundert getrennt sind und sich im Format erheblich unterscheiden, ist ihre Verbindung in Stil und Ausführung deutlich. Um 1400 legten die Maler großen Wert darauf, dass ihre Produktion den Kompositionen Giottos, die zu Anfang des Jahrhunderts entstanden waren, ebenbürtig erschienen.
Innerhalb jener Giotto-Nachfolge hat der Maler Cennino Cennini einen wichtigen Platz. Er ist Protagonist der Ausstellung und verdankt seine Bekanntheit dem "Buch von der Kunst", worin er Materialien und Techniken, aber auch die Ansprüche der Künstler seiner Zeit detailreich beschreibt.
Die Gemäldegalerie besitzt zwei Tafeln Cenninis, die anlässlich der Ausstellung das Depot des Museums verlassen und erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Sie wurden durch das Restaurierungsatelier der Gemäldegalerie in Zusammenarbeit mit dem Rathgen-Forschungslabor untersucht. Gerade aufgrund ihrer Rückseiten führen sie den komplexen Entstehungsprozess spätmittelalterlicher Altarretabel vor Augen. In diesem Rahmen können auch neue Erkenntnisse zur handwerklichen Praxis der Malerwerkstatt vorgestellt werden, die dem Besucher ebenso Einblick in die modernen naturwissenschaftlichen Methoden der Gemäldeuntersuchung gewähren.
Dieser Ausstellungsschwerpunkt ist eingebettet in eine Sequenz von etwa zwanzig Florentiner Tafeln, die den Zeitraum vom ersten Drittel des 14. Jahrhunderts bis zum Beginn der Frührenaissance, um 1400, überbrücken. Dies hat seinen Grund im Topos einer durch Meister und Schüler über mehrerer Generationen ungebrochen vermittelten Tradition, wie sie Cennini in seiner Schrift immer wieder betont: So schreibt der Maler einleitend: "Während zwölf Jahren wurde ich bei meinem Meister, Agnolo di Taddeo Gaddi aus Florenz, ausgebildet, der die Kunst von seinem Vater Taddeo erlernte, und dieser wiederum war vierundzwanzig Jahre ein Schüler von Giotto di Bondone". Jene unmittelbare "Meister-Schüler-Beziehung" charakterisiert die in der Ausstellung vereinten Objekte, die nacheinander vier aufeinander folgende Malergenerationen vorstellen und darin die facettenreichen Phänomene stilistischer und handwerklich-technischer Abhängigkeit zum Thema machen.