Erstmals zeigt das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin seinen Bestand an Radierungen eines der herausragendsten und wohl ungewöhnlichsten niederländischen Landschaftsmaler des frühen 17. Jahrhunderts: Hercules Seghers (c. 1590 - c. 1638). Seine Gemälde und Farbradierungen waren bereits zu Lebzeiten bei Kunstsammlern begehrt, auch der um einige Jahre ältere Künstlerkollege Rembrandt sammelte Radierungen von Seghers und wurde durch sie zu eigenen radiertechnischen Versuchen angeregt.
Nicht nur Seghers' mysteriöse Berglandschaften sind untypisch für die Landschaftsdarstellungen des frühen 17. Jahrhunderts, sondern auch seine experimentierfreudige Radiertechnik, die bis heute nicht endgültig entschlüsselt ist. Hinzu kommt die oft Aufsehen erregende Farbgebung. Seghers ist der erste Künstler, der in jener Zeit bereits mit Farbe druckte.
Sein einzigartiges Oeuvre ist überschaubar. Etwa ein Dutzend Landschaftsgemälde sind erhalten, im Format kaum größer als seine großen Radierungen, von denen es weltweit 183 gibt, gedruckt von 54 Kupferplatten. Jede Radierung ist ein Einzelstück: Seghers druckte jedes Bild in einer anderen Farbe und auf einen anderen Bildträger, so dass keine Radierung einer anderen gleicht. Das Berliner Kupferstichkabinett besitzt mit zwölf Blättern einen der größten Bestände von Seghers' Radierungen in Deutschland und den qualitativ besten weltweit. Diese einzigartigen Kunstwerke auf Papier sind nun erstmals gemeinsam mit anderen zeitgenössischen Landschaftsbildern in Berlin ausgestellt.