Was bleibt, wenn wir sterben? Die seit 1994 in Berlin lebende Koreanerin Jinran Kim stellt sich mit ihren Arbeiten der Vergänglichkeit und schafft aus dem was bleibt, Kunstwerke, die durch eine sehr intime Herangehensweise an das Thema tief berühren. In dieser ersten Jinran-Kim-Werkschau in einer Berliner Institution zeigt die Galerie im Körnerpark Installationen, Malerei, Zeichnungen und Objekte aus dem Schaffen der Künstlerin.
Die Künstlerin ist fasziniert von den immer noch sichtbaren Ruinen der deutschen Hauptstadt, denn in ihrem Heimatland sind Spuren des Koreakrieges nicht mehr zu finden. Zerstörung, Vergänglichkeit und Erinnerung sind die Themen ihrer großformatigen, mit Asche auf Leinwand gemalten Serie After the Rain, die Motive aus der Trümmerlandschaft Berlins zeigt.
In ihren Arbeiten greift Jinran Kim aber auch jene Spuren auf, die regelmäßige, alltägliche Handlungen hinterlassen. So steht die filigrane Architektur des 108 Stair Temple für die Hoffnung, dass durch wiederholte Rituale eine spirituelle Veränderung möglich ist.
In ihrer Performance Exercise in Futility (Übung in Vergeblichkeit) schrubbt Jinran Kim hingebungsvoll einen Fußboden, der aus Seifenstücken besteht. Der Boden verändert sich allmählich, und das Verstreichen der Zeit materialisiert sich in den langsam entstehenden neuen Formen. Auf diese Weise thematisiert Jinran Kim die Bedeutung von Reinigungsritualen und verbindet dies mit einer Reflexion über die traditionelle, diskriminierende Arbeitsteilung in Süd-Korea.
Jinran Kim widmet sich auch den intimen Bereichen des menschlichen Lebens - so beispielsweise mit ihrer Malerei-Serie Last Mattress, die bedeutenden Menschen der koreanischen Kultur gewissermaßen als Porträts gewidmet ist. Ähnlich wie eine tote Körperhülle zeigen diese Matratzen, was nach dem Tod eines Menschen zurückbleibt.
In den verschiedenen Arbeiten von Jinran Kim lassen sich verbindende Themen erkennen: die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, die sichtbaren und unsichtbaren Erinnerungsspuren sowie die spirituelle Dimension ritueller Handlungen und des menschlichen Daseins.
Jinran Kim *1972 in Seoul, lebt und arbeitet seit 1994 in Berlin und Seoul. Studium an der National University in Seoul und an der Universität der Künste, Berlin.