Das Thema meiner Papierarbeiten in den Achtziger Jahren waren Gruppen von Frauenfiguren. Reflektion mit meiner eigenen Rolle. Der Malduktus war bewegt und gestisch, die Farben allerdings schon damals reduziert auf Schwarz und Weiß und allen daraus mischbaren Grautönen. Farbigkeit erhielten die Arbeiten durch das Durchscheinen der unterschiedlichen Papieruntergründe. Dann wurden die Figuren statischer, der Kontrast, die Spannung zwischen Form und Zwischenraum, zwischen schwarz und weiß trat in den Vordergrund. Die einzelnen Flächen erschienen klar voneinander getrennt.
Anfang der Neunziger hatten sich die Figuren in Säulen, Tore, Architekturen verwandelt - große dunkle pathetische Collagen aus Abfallpapieren entstanden. Nach und nach verschwand das Schwere, die Formen wurden leicht, fingen an zu fliegen und suchten sich ihren Platz auf der Wand. Ein Spiel mit dem Erscheinungsbild zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Mitte der Neunziger tauchten Kreise und Ovale auf in meiner vormals durch Winkel und Geraden bestimmten Bildwelt. Aber die Faszination von Positiv und Negativ, von der Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit von Form und Umraum blieb ein wichtiges Thema.
In den strengeren Arbeiten auf Pappe gegen Ende der Neunziger minimiere ich die gestalterischen Mittel aufs Neue. Die Suggestion von Räumlichkeit auf der Malfläche - ein traditionelles Thema in der Malerei - betreibe ich auch mit der Malfläche selbst. Da diese zu dieser Zeit nie rechteckig ist, und somit auch keinen tradierten Bildraum darstellt, greift sie als aktive Form in die Hintergrundfläche der Wand ein. Die Raumzeichnungen Anfang 2000 schließlich, kehren diesen Prozess um. Zeichnerische Eingriffe behandeln den Raum wie eine Fläche. Nur von einem bestimmten Standort aus sieht man die Zeichnung als lineare Einheit. Für den Betrachter im Raum schiebt sich durch den zeichnerischen Eingriff eine weitere Räumlichkeit in die bestehende.
Ganz konkret vom Raum, dem Aussen und Innen handeln die Behälterobjekte, geklappte und gebogene Flächen werden zu Volumen fassenden Gebilden. Wie entsteht aus einer Fläche eine plastische Form, wie bewirkt der Schnitt eine Statik? Wie erhält Papier oder weiche Kunststofffolie eine klare räumliche Struktur? Dem Formenvokabular der letzten Jahre - Quadrat, Dreieck, Trapez, Rechteck, Kreis, Oval - bleibe ich dabei treu.
Statik, die Gesetze des Zusammenhalts, des Sich-Abstützens, Sich-Anlehnens und des Gleichgewichts untersuche ich in meinen jüngsten Arbeiten. So sind z.B. Holzgestelle entstanden und auch ein variabler Messestand, wobei der jeweilige Halt über gelochte Holzplatten mit eingezogenen Holzstangen zustande kommt.