29.01.2010 - 05.03.2010
Rituale führen den Menschen auf festgelegten Bahnen durch sein alltägliches, kulturelles und religiöses Leben. Sie strukturieren, geben Denk- und Deutungsmuster vor und sichern auf diese Weise den Status quo. Ein „freies“ Ritual ist daher ein Widerspruch in sich.
Schon immer war Kunst ein Instrument für Beschwörung, Magie und Rituale. Inspiriert von Jean Rouchs Dokumentarfilm "Les Maîtres Fous" über das Ritual einer westafrikanischen Sekte gestalten 16 junge internationale Künstler ein im Entstehen begriffenes, eigenes Ritual. Während im Film die Sektenmitglieder in Trance fallen und in die Rolle von Charakteren der britischen Kolonialmacht schlüpfen, haben sich die Künstler eigene Rollen geschaffen. So treten auf: Das Orakel, der Prophet, ein Gläubiger, der Troubadour, der Ungläubige, ein Bote, die zu opfernde Frucht, das Oberhaupt, ein Geist, der Krieger, die Unschuld, die Erlösung, das Dunkel, der Meister der Zeremonie, das Helle und das Unerklärbare.
Durch Aktion und Handlung wird die Ausstellungssituation verlassen. Im Hochparterre betritt man einen durch Malerei, Licht- und Klang-Installationen inszenierten Initiationsraum. Im nächsten Stockwerk wird das Ritual lebendig. In verschiedenen work-in-progress Arbeiten, die eine Präsenz der Künstler bedingen, wird die Ebene der reinen Präsentation verlassen, so dass schließlich in einer dritten Stufe die Grenze zwischen Beobachter und Mitwirkendem verschwimmt.
Künstler: Emilie Benoist, Simon Bernheim, Thibault Bourgoing, Jonathan Cejudo, Florent Dumortier, Mathilde Fages, Natacha Ivanova, Nicholas Kashian, Francois Lannier, Jeremie Martino, Florence Obrecht, Axel Pahlavi, Marco Reichert, Julien Sirjacq, Kan Yamamoto und Jerôme Zonder