In der Schweiz haben sich die Jahre der Grenzbesetzung 1914 bis 1918 in einer speziellen Gattung von Bild- und Textdokumenten niedergeschlagen: fotografische Postkarten. Diese Karten, die von den Soldaten 100'000fach an die Lieben zu Hause verschickt wurden, waren nicht einfach industriell hergestellte Drucksachen. Vielmehr handelt es sich um originale Fotografien, häufig von Amateuren vor Ort gemacht und in Kleinstauflagen auf Fotopapier vergrössert: Einzel- und Gruppenporträts, Szenen aus der Küche oder im Lazarett, Männer in geselliger Runde und beim Zeitvertreib. In ihrer vordergründigen Harmlosigkeit erscheinen sie wie ein kollektives Beruhigungsmittel. Sie verraten aber auch, wie der Grosse Krieg tatsächlich wahrgenommen wurde, was die Menschen in ihrem Alltag beschäftigte und wie sie gegen ihre Ohnmacht ankämpften. Die Fotostiftung Schweiz hat in den letzten Jahren über 1000 dieser berührenden Zeugnisse zusammengetragen, die nun zum ersten Mal ausgewertet werden.