Ann Wolff hat in ihrer langen künstlerischen Tätigkeit ein umfangreiches und äußerst vielseitiges Oeuvre geschaffen. Im Mittelpunkt steht das Material Glas, das bei ganz unterschiedlichen Aufgaben zum Einsatz kommt. Zunächst sind es Entwürfe für die traditionsreiche schwedische Glasmanufaktur Kosta Boda: künstlerisch gestaltetes Gebrauchsglas wie Vasen und Schalen. Mit ihren gravierten und geätzten Glasbildern gewinnt sie 1977 den Coburger Glaspreis. Nachfolgend erweitert sich die künstlerische Bandbreite und mit der Einrichtung einer eigenen Werkstatt arbeitet Ann Wolff zunehmend autonom. Der Schwerpunkt liegt nun auf skulpturalen Werken wie der 1985 beim 2. Coburger Glaspreis ausgestellten, frei geformten Plastik Kassandra. Parallel dazu entstehen Zeichnungen und Graphiken, die nicht als Vorstudien zu Glasarbeiten gedacht sind. Ann Wolff experimentiert auch mit Glas als Werkstoff für Druckplatten. Ihre Vitreographien - mit Hilfe von geätzten und radierten Glasplatten gedruckte Graphiken - widmen sich den zwischenmenschlichen Beziehungen. Vielschichtig bezüglich Material und Form sind ihre Skulpturen. Es gibt figürliche und abstrakte Arbeiten in Glas und Bronze, Modelle in Gips, und daneben reliefartige Plastiken in Beton.
Die Ausstellung stellt Ann Wolff in ihren unterschiedlichen künstlerischen Facetten vor. Zu sehen sind farbenfrohe Gefäße, Glasbilder, Druckgraphiken und Pastelle sowie Skulpturen und verschiedenen Materialien. Dabei hat ihr künstlerisches Schaffen in den letzten Jahren mit der Konzentration auf großformatige plastische Arbeiten eine besondere Dynamik erfahren.
Drei dieser massiven Glasskulpturen werden Kunstwerken von Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová, Katsuya Ohgita sowie Anna Matoušková-Kopecká aus dem Bestand des Europäischen Museums für Modernes Glas gegenübergestellt, um das herausragende plastische Oeuvre von Ann Wolff in einen größeren Kontext zu stellen.
Ann Wolff (*1937) gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit. Geboren in Lübeck und ausgebildet als Graphikerin und Industriedesignerin an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, geht sie 1960 nach Schweden, wo sie ab 1964 als Entwerferin für die Glasmanufaktur Kosta Boda arbeitet. Nach der Hochzeit mit Göran Wärff nimmt sie dessen Namen an, nennt sich aber nach ihrer Trennung wieder Ann Wolff.
Im Jahr 1977 gewinnt Ann Wolff den Coburger Glaspreis, den ersten europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für moderne Glasgestaltung. Damit wird eine internationale Karriere begründet, die bis heute ihresgleichen sucht und mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt wurde. 2011 erhält Ann Wolff in Seattle den Glass Art Award für ihr Lebenswerk sowie in Straßburg den Europäischen Kulturpreis "Pro Europa".
Ihr künstlerisches Schaffen dreht sich immer um das Thema Mensch, um die Beziehung zwischen Mann und Frau.