11.05.2012 - 24.06.2012
Mit 86 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen aus den 50er Jahren bis 1990 widmet sich eine Ausstellung im Berliner Automobil Forum Unter den Linden dem Thema: Das Bild der Frau in der Kunst in Ost und West. Die von ŠKODA AUTO Deutschland arrangierte und kuratierte Ausstellung präsentiert Werke von 38 Künstlerinnen und 16 Künstlern aus Ost und West.
Frauen als Schönheitsideal, Heldin der Arbeit, als Mutter oder auf der Suche nach der eigenen Identität - die Ausstellung „Diva und Heldin – Frauenbilder in Ost und West“ geht der Frage nach, wie sich Künstlerinnen und Künstler in beiden deutschen Staaten mit dem Rollenverständnis der Frau auseinandergesetzt haben. Die ausgestellten Bilder reflektieren eindrucksvoll den Einfluss des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft auf den Wandel des Frauenbildes im künstlerischen Schaffen. Während in der DDR von Anfang an die Gleichberechtigung der Frau in den Gesetzen, in der Politik und im Alltag zu den politischen Grundmaximen gehörte, zeigte die Praxis, dass es durchaus Unterschiede im Grad der Emanzipation von Mann und Frau gab. Auf der IX. Kunstausstellung 1982/83 waren beispielsweise 290 Werke der Malerei und Grafik von Künstlern, aber nur 63 von Künstlerinnen zu sehen. In der Bundesrepublik verschwand das Letztentscheidungsrecht des Mannes in allen Eheangelegenheiten 1958 mit dem Gesetz über die Gleichberechtigung, und erst 1980 verabschiedete der Bundestag das Gesetz zur Gleichbehandlung der Frau am Arbeitsplatz. Als Elvira Bach 1982 zur documenta 7 in Kassel eingeladen wurde, kam auf 10 Männer nur eine Frau. Interessanterweise nahmen Künstlerinnen auch in inoffiziellen Künstlerkreisen in West und Ost, wie bei den Neuen Wilden oder bei „Lücke“ in Dresden keinen gleichberechtigten Platz ein.
Die 86 ausgewählten Werke machen zugleich die Vielfalt individueller künstlerischer Handschriften und Mentalitäten deutlich, die sich mit Kategorien wie Ost und West nicht fassen lässt und Klischees ad absurdum führt. Subtile Individualität und Sanftheit treffen auf Strenge und Kantigkeit. Gegenständliches und Abstraktes, tradierte Darstellungsformen und neue Bildfindungen, thematisch Absichtsvolles und reine Sinnlichkeit lassen sich auf beiden Seiten Deutschlands gleichermaßen finden. Der Kampf um die Emanzipation im täglichen Wechsel zwischen Familie, Mutterschaft und Beruf lässt gesellschaftliche und zeitliche Schranken in den Hintergrund treten und öffnet Blickwinkel, die im künstlerischen Schaffen Konventionen durchbrechen und zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Selbst- und Fremdbild führen.
Künstlerinnen wie Nuria Quevedo, Gudrun Brüne, Adelheit Sandhof, Heidrun Hegewald, Ute Meinhardt oder Ulla Walter beschreiben im Zusammenspiel von Formen und Farben auf besondere Weise Leidenschaft und Heiterkeit, aber auch Isolation und Hoffnungslosigkeit. Während Elvira Bach ihre Frauengestalten kantig und stark umreißt, fällt Burghild Eichheims Darstellung einer Mutter mit Kind in der U-Bahn durch eine hohe Sensibilität ins Auge.
1912 – vor 100 Jahren – wurde in Deutschland mit Käthe Kollwitz erstmals eine Frau in den Vorstand einer bedeutenden Künstlervereinigung – der Berliner Secession – gewählt. Zaghafte Fortschritte in der Weimarer Republik, Frauen in der bildenden Kunst eine gleichberechtigte Rolle zukommen zu lassen, machten die Nazis mit der Machtübernahme zunichte. So standen die Künstlerinnen in beiden deutschen Staaten nach dem 2. Weltkrieg bis auf wenige Ausnahmen quasi vor einem Neuanfang, der sich recht unterschiedlich gestaltete. Dieses hoch interessante Kapitel der deutschen Kunstgeschichte bis zur Wiedervereinigung beleuchtet die Ausstellung mit einer breiten Auswahl von Werken. Die Bilder von Frauen – sowohl als Künstlerin, wie auch als Porträtierte – wurden eigens für diese Ausstellung von Kuratorin Dr. Simone Tippach-Schneider aus einer Vielzahl privater Sammlungen, aus den Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Berliner Artothek der Sozialen Künstlerförderung zusammengetragen.