In dem im Frühjahr 1940 im Reichsgau Wartheland eingerichteten und hermetisch abgeschlossenen Getto Litzmannstadt waren anfänglich 160.000, später zeitweise knapp 200.000 Menschen unter entsetzlichen Zuständen eingepfercht: Juden, aber auch Sinti und Roma. Bis zu 60.000 von ihnen mussten Zwangsarbeit leisten. Wer zur Arbeit nicht fähig war, wurde abtransportiert und ermordet. Im August 1944 wurden die letzten Bewohner des Gettos in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur wenige überlebten.
Die in der von der Stiftung Topographie des Terrors erarbeiteten Ausstellung gezeigten Photographien wurden von jüdischen Photographen im offiziellen Auftrag des Judenrats des Gettos gemacht und sollten das funktionierende Gemeinwesen sowie die Nützlichkeit der Gettobewohner für die deutsche Wirtschaft herausstellen – gleichsam als Lebensberechtigung der eingeschlossenen Menschen. Im Gegensatz zu den bekannteren Bildern der Täter nehmen die ausgestellten Fotos eine andere Perspektive ein: Da die Berufsphotographen selbst im Getto eingesperrt waren, lichteten sie ihre Mitbürger mit Empathie und Einfühlungsvermögen ab. In den Motiven, denen Zitate aus Überlebendenberichten und der Gettochronik zugeordnet sind, wird die Ambivalenz zwischen der ausweglosen Situation im Getto und den Bemühungen der Bewohner, ihre Würde zu erhalten und so lange wie möglich zu überleben, eindrucksvoll nachvollziehbar.