29.11.2010 - 29.01.2011
Im Rahmen der Museumsweihnacht am 1. Advent eröffnet das Deutsche Spielzeugmuseum um 11 Uhr eine kleine Sonderschau mit Arbeiten der Spielzeuggestalterin Renate Müller. Die Ausstellung im Bärensaal des Museums umfasst etwa 45 Objekte aus allen Schaffensphasen. Alle Ausstellungsstücke stammen aus dem Bestand des Deutschen Spielzeugmuseums.
Renate Müllers Spielzeugobjekte aus Jute, Leder und Holz in klaren Formen und Farben signalisieren einen hohen Gebrauchswert und Zeitlosigkeit. Sie stehen für hohe Funktionalität und ein kindgemäßes Erscheinungsbild. Die Formensprache der Gestalterin ist unverwechselbar, sie tritt in all ihren Entwürfen und Erzeugnissen zu Tage und setzt sich in Varianten fort.
Ihre Prägungen als Spielzeuggestalterin erhielt die Tochter eines Sonneberger Spielwarenherstellers während ihres Studiums an der Fachschule für Spielzeug in den frühen 1960er Jahren, und es war ihre Lehrerin Helene Haeusler, die Erfinderin des therapeutischen Spielzeugs, der sie wichtige Impulse und ihre reformorientierte Gestaltungsphilosophie verdankt. Alles begann mit den großen Reittieren aus dem damals als ungewöhnlich empfundenen Oberstoff "Rupfen". Helene Haeusler hatte sie von ihren Studentinnen entwerfen lassen und deren therapeutische Eignung erkannt. Renate Müller überarbeitete diese Figuren nach Gesichtspunkten moderner Serienfertigung und erfüllte ihrer Lehrerin einen Herzenswunsch, indem sie ihren Vater überredete, drei der Figuren in das Produktionsprogramm des elterlichen Betriebes aufzunehmen. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1967 wurden diese Figuren als Therapeutisches Spielzeug erstmalig einem Fachpublikum vorgestellt. In den folgenden Jahren entwarf Renate Müller unter dem Aspekt therapeutischer Eignung und in engem Dialog mit Rehabilitationskliniken eine Vielzahl weiterer Erzeugnisse in der Materialkombination Jute, Leder und Holz. Ihre Spielfiguren erreichten den Status einer Qualitätsmarke. 1972 wurde das Sortiment in die Produktpalette des VEB Sonni Sonneberg übernommen. 1990 erwarb Renate Müller die Rechte für das Sortiment zurück. Sie hatte 1978 eine eigene Werkstatt gegründet. Längst war es ihr zum Selbstverständnis geworden, Spielzeuge, Spielplätze und Spielumwelten zu entwerfen. Der Gestaltung von Spielmitteln für behinderte Kinder, dem therapeutischen Spielzeug, maß sie besondere Bedeutung bei.
Renate Müller gilt heute als eine der namhaftesten unter den Spielzeuggestaltern und als eine Klassikerin des zeitgenössischen Designs. Ihre Spielzeuge sind gesuchte Sammelstücke und erzielen selbst als Vintage-Objekte auf internationalen Auktionen stolze Preise. Gegenwärtig zeigt die New Yorker R20th Century Gallery – ein renommiertes Ausstellungshaus für Design des 20. und 21. Jahrhunderts – "die erste Ausstellung Renate Müllers in den Vereinigten Staaten". Das Deutsche Spielzeugmuseum gratuliert Renate Müller mit dieser Schau zu einem runden Geburtstag.
