Ob Päpste im Vatikan, der Schah von Persien oder die Passagiere im Luftschiff Graf Zeppelin – Berühmtheiten aus aller Welt speisten schon von Porzellan aus bayerischen Fabriken. Noch heute ist Bayern die bedeutendste Porzellanregion Europas. Erstmals gibt nun das Porzellanikon, das Staatliche Museum für Porzellan, einen umfassenden Einblick in die Erfolgsgeschichte der bayerischen Porzellanfabrikation, die mit der Gründung der Porzellanfabrik Hutschenreuther vor 200 Jahren in Hohenberg ihren Anfang nahm. Vom 18. Juli bis 30. November zeigt das Porzellanikon die große Sonderausstellung „Porzellan für die Welt – 200 Jahre Porzellan der bayerischen Fabriken“. 2.000 Exponate geben an den beiden Standorten des Porzellanikons einen facettenreichen Einblick in Porzellangeschichte und -vielfalt. Während die Besucher in Hohenberg auf eine interessante Zeitreise von der Gründung der Porzellanmalerei durch Carolus Magnus Hutschenreuther bis in das Jahr des Mauerfalls 1989 gehen können, werden in Selb Stücke aus der Produktion der vergangenen 25 Jahre gezeigt und ausgezeichnetes Design, aktuelle Trends und Ausblicke auf das Porzellan im 21. Jahrhundert präsentiert.
Wie es überhaupt dazu kam, dass ab dem 18. Jahrhundert im Norden Bayerns zahlreiche Fabriken und Manufakturen gegründet wurden, erfahren die Besucher in Hohenberg. Anschließend gehen sie auf eine Reise durch die Geschichte und können auf rund 1.700 Quadratmetern nacherleben, wie sich Geschmäcker, Produktionsmöglichkeiten und Vertriebswege im Laufe der Zeit wandelten: Wie spiegelte sich das Lebensgefühl etwa in den 20er Jahren, in der Wirtschaftswunderzeit oder die Flowerpower-Bewegung in der Porzellangestaltung wieder? Wie wirkte sich die Machtergreifung Hitlers auf die Branche aus? Wie wurden die Muster vor Nachahmung geschützt? Und welche Verknüpfungen gab es zu Mode und Kunst? Die Palette der Produkte, mit denen Firmen wie Bauscher, Heinrich, Hutschenreuther, Rosenthal und Seltmann die ganze Welt belieferten, ist ebenso breit wie bunt: Sie reicht von Souvenirs bis zum Tafelgeschirr, vom Puppenkopf bis zum Isolator. Zu sehen sind nicht nur prächtig bemalte Vasen und kunstvoll gefertigtes Geschirr, Sammeltassen und Spielzeug, sondern auch Porzellane mit Sinnsprüchen, die so genannten Türkenbecher zum stilvollen Kaffeetrinken oder von Künstlern wie Dali designte Objekte. In einem „Kabinett der Besonderheiten“ bieten kuriose Exponate wie die Barttassen, eine Porzellan-Porträt-Bildplatte für Ludwig Erhard, eine Vase für den Schah von Persien, eine Josefine Baker-Figur im Bananenröckchen oder Hippies Anlass zum Staunen und Schmunzeln. Die rund 2.000 Exponate wurden aus der über 200.000 Stücke umfassenden Sammlung des Hauses ausgewählt.