20.01.2007 - 26.08.2007
Als Professor Hugo Eberhardt auf einer Urlaubsreise 1912 in Meran ein mittelalterliches Minnekästchen erwarb, konnte er zwar hoffen, aber nicht voraussehen, dass damit die Entstehung Museumskomplexes in Gang gesetzt wurde, der heute weltweit zu den bedeutendsten Einrichtungen seiner Art zählt.
Was dann am 13. März 1917 als "DLM - Deutsches Ledermuseum" offiziell eröffnet wurde, war eine Kollektion von historischen Objekten, die das Leder als Träger kunsthandwerklicher Arbeit anschaulich werden ließen. Im Sinne eines Kunstgewerbe-Museums entstand eine Vorbildsammlung für die in Offenbach florierende Lederwarenindustrie.
Ausstellungsorte waren zuerst die Technischen Lehranstalten (heute Hochschule für Gestaltung), über die Eberhardt als Direktor verfügen konnte, dann die Villa Mainpfalz - an ihrer Stelle stehen heute die Messehallen - und seit 1938 das schöne, aber heruntergekommene klassizistische Gebäude des "Alten Lagerhauses", das ursprünglich für die 1828 von Frankfurt nach Offenbach verlegte Messe errichtet worden war. Das Museum erlangte schnell einen überregionalen Bekanntheitsgrad und konnte bedeutende Neuerwerbungen verzeichnen, darunter den rund 3000 Figuren umfassenden kompletten Spielsatz für das Pekinger Kaiserliche Schattentheater und Gegenstände aus dem persönlichen Besitz bedeutender historischer Persönlichkeiten wie das Lederkoller Albrecht von Wallensteins.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das DLM 1948 wiedereröffnet werden, drei Jahre später gliederte man die damals weltgrößte Schuhsammlung als eigenes Museum an. Eberhardt leitete bis zu seinem Tode 1959 ehrenamtlich "sein" Ledermuseum, gefolgt von seinem langjährigen wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Günter Gall.
Der Wirtschaftsaufschwung erlaubte1960 eine erste Erweiterung, ein großzügiges Vermächtnis 1980 eine zweite. Gall legte den Schwerpunkt auf die kunst- und kulturgeschichtliche Erforschung des europäischen Teils der Sammlung und berücksichtigte zugleich die ständig wachsende Präsenz außereuropäischer Themen wie Nordamerika, Afrika und Asien, kuratiert von den Ethnologinnen Dr. Gisela Völger und Dr. Renate Wente-Lukas. Sie folgte Gall 1989 als Direktorin und widmete ihre Aufmerksamkeit sowohl der europäischen Angewandten Kunst in den Bereichen Handwerk, Industrie, Kunst und Design als auch den Abteilungen Afrika und Nordamerika, die sich zusehends zu Teilen eines ethnologischen Museums unter dem Dach des DLM entwickelten. Unterstützt wurde sie von Dr. Rosita Nenno. Seit 2000 leitet Dr. Christian Rathke das DLM.
Die Ausstellung zeigt neben Plakaten und wenigen Lederexponaten überwiegend reproduzierte Photos der historischen Außen- und Innenansichten und gibt Einblick in den Wandel der Ausstellungskonzepte und Ausstellungsstile innerhalb eine Jahrhunderts.