"What I want. What I am. What you force me to be is what you are. For I am you, staring back from a mirror of poverty and despair, of revolt and freedom, look at me and know that to destroy me is to destroy yourself." Gordon Parks
Eine Kamera schießt nicht einfach nur Bilder. Sie ist ein starkes Instrument gegen Unterdrückung, Rassismus, Gewalt und Ungleichheit – ihre Wirkung kann enorm sein! Gordon Parks hat die Kamera als seine Wahl der Waffe bezeichnet und Zeit seines Lebens das Medium Fotografie intelligent und aufklärerisch genutzt, um die Schattenseiten des American Way of Life zu zeigen sowie zwischen den Gruppen einer zersplitterten Gesellschaft zu vermitteln. Als wichtiger Chronist des Kampfes für Gleichberechtigung der Afroamerikaner behandelte er Themen wie Armut, Ausgrenzung und Unrecht, die bis heute nichts an Brisanz verloren haben.
Gordon Parks porträtiert mit Malcolm X, Martin Luther King Jr. und Muhammad Ali die Protagonisten des amerikanischen Civil Rights Movement ebenso wie berühmte Künstler wie Duke Ellington, Ingrid Bergmann und Alberto Giacometti. In den 1940er und 1950er Jahren fertigt er Modestrecken für Conde Nast und LIFE an. Zeitgleich hält er die Segrgation im amerikanischen Süden sowie die Unruhen der Jugendlichen in Harlem fotografisch fest. Neben seinen berühmteren Filmwerken „The Learning Tree" und „Shaft" produziert er zahlreiche sozialkritische Dokumentationen. Mit dieser Simultanität von Glamour und Elend, Kommerz und humanitärem Engagement bietet das Werk von Gordon Parks eine unvergleichbare visuelle Sozialgeschichte der USA im 20. Jahrhundert.
Mit seinem einzigartigen Stil und vielseitigen Talent hat Gordon Parks nicht nur Stereotypen überwunden, sondern auch thematisch Grenzen innerhalb der professionellen Fotografie durchbrochen. Der Inhalt seiner Arbeiten lässt einen ständigen Transformator der Medien erkennen. Er war sowohl an einzelnen und isolierbaren transitorischen Momenten wie auch an einer linearen Erzählstruktur interessiert. Er entwickelte das Prinzip der Bildsequenz, um menschliches Verhalten oder gesellschaftliche Zustände als sich stets wiederholende Abläufe zeigen zu können. Einzelnen Ereignissen gibt Gordon Parks eine zeitliche Ausdehnung, so dass sie zu einem Hybrid aus statischem und bewegtem Bild werden. Er schoss Fotos wie ein Kameramann, komponierte Bilder wie ein Musiker und reihte sie wie ein Dichter zu Sätzen und Erzählungen, welche Bände über die porträtierten Menschen sprechen.
Die in Kooperation mit der Gordon Parks Foundation präsentierte Ausstellung umfasst ca. 150 Fotografien mit Vintageprints, Kontaktbögen, Magazinen und Filmen und setzt sein fotografisches und filmisches Werk in Bezug. Im Anschluss an C/O Berlin wird die Ausstellung im FOAM in Amsterdam, und im Kunstfoyer in München gezeigt. Ein begleitender Katalog wird vom Steidl Verlag und der Gordon Parks Foundation publiziert.
Die Arbeiten von Gordon Parks wurden erstmals in Deutschland 1966 auf der Photokina in Köln und 1967 an der Kunstakademie, Berlin-West gezeigt. Er nahm 1977 an der Dokumenta in Kassel teil. 1989/1990 wurden seine Fotografien an über zehn Orten in Europa präsentiert – einer war das Amerika Haus Berlin, das heute von C/O Berlin bespielt wird.
Gordon Parks wurde 1912 in Fort Scott, Kansas inmitten von Armut und Rassentrennung geboren. Er arbeitete als Klavierspieler in einem Bordell sowie als Zugbegleiter, bevor er sich in einem Leihhaus eine Kamera kaufte und als Autodidakt zu fotografieren begann. Neben eigenen Fotografieprojekten war er von 1941 bis 1945 für die Farm Security Administration und von 1948 bis 1972 für das LIFE Magazine tätig. In den 1960er Jahren entstanden eigene Filmprojekte, die in Hollywood erfolgreich waren. Außerdem arbeitete er als Komponist und Schriftsteller. Gordon Parks wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – u.a. mit der National Medal of Arts sowie mehr als 50 weiteren hochkarätigen Anerkennungen. Gordon Parks starb 2006 im Alter von 93 Jahren.