c/o Berlin, (Foto: David von Becker)
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Deutsche Börse Photography Prize 2012

10.11.2012 - 13.01.2013

Apokalyptische Szenarien, scheinbar Unbedeutendes im Alltäglichen, neue Bildsprachen und Aussagen durch geschickte Collagen sowie perfekte Inszenierung der Ware Bild und deren subtile Durchbrechung – die vier Finalisten des diesjährigen Deutsche Börse Photography Prize loten sowohl inhaltlich, als auch formal die Grenzen des Mediums Fotografie kreativ und vielseitig aus. Pieter Hugo zeigt in ästhetisch-verstörenden Bildern eine Müllhalde voller Elektroschrott in Ghana als lebendige Endzeitvision in Asche und Giftwolken. In ihrem fotografischen Tagebuch aus fünfzehn Jahren erforscht Rinko Kawauchi zart und irritierend die kleinen Gesten, zufälligen Details und fraktalen Strukturen des tagtäglichen Lebens. John Stezaker bedient sich surrealistischer Techniken und gestaltet aus gefundenem Bildmaterial Collagen, die gelernte Sehgewohnheiten irritieren und hinterfragen. Christopher Williams untersucht in seinen Werken die Bedeutung des Bildes und die ästhetischen Konventionen der Bildrezeption in einer von Medien geprägten Gesellschaft.
Der Deutsche Börse Photography Prize zeichnet jährlich einen zeitgenössischen Fotokünstler beliebiger Nationalität aus, der im Vorjahr einen bedeutenden Beitrag zur Fotografie in Europa geleistet hat – durch eine Ausstellung oder Publikation. Internationale Fotografieexperten nominieren Fotografen für den Preis, von denen vier in die Endauswahl gelangen. Die Auszeichnung, die alljährlich einen umfassenden Einblick in die aktuellen Strömungen der internationalen Fotografie gibt, wird seit 1996 von The Photographers’ Gallery, London, vergeben. Seit 2005 ist die Gruppe Deutsche Börse Titelsponsor.
Am 3. September 2012 erhielt John Stezaker die mit 30.000 GBP dotierte Auszeichnung für seine Ausstellung in der Whitechapel Gallery in London von Januar bis März 2011.
Die Mitglieder der Deutsche Börse Photography Prize-Jury 2012 waren François Hébel (Direktor, Les Rencontres d‘Arles, Frankreich), Martin Parr (Künstler, Großbritannien), Beatrix Ruf (Direktorin/Kuratorin, Kunsthalle Zürich) und Anne-Marie Beckmann (Kuratorin, Art Collection Deutsche Börse, Deutschland). Brett Rogers, die Direktorin der Photographers’ Gallery, führt den Vorsitz (ohne Stimmabgabe).
Das Engagement für Fotokunst ist ein wesentliches Element der Corporate Responsibility-Aktivitäten der Gruppe Deutsche Börse. Kontinuierlich unterstützt das Unternehmen Museen und Institutionen bei ihren Ausstellungsprojekten. Seit 1999 sammelt die Deutsche Börse zeitgenössische Fotografie. Die Art Collection Deutsche Börse umfasst mehr als 900 überwiegend großformatige Arbeiten von rund 90 internationalen Künstlern. Somit ist die Deutsche Börse ein bedeutender Förderer und Sammler zeitgenössischer Fotografie.
Die Photographers’ Gallery zählt heute international zu den wichtigsten Ausstellungsorten für Fotografie. Sie wurde 1971 als erste unabhängige Fotogalerie im Zentrum von London gegründet und gilt als eines der bestbesuchten öffentlichen Ausstellungshäuser in Großbritannien. Die Ausstellung des Deutsche Börse Photography Prize wurde von Stefanie Braun von der Photographers’ Gallery kuratiert und wurde am 12. Juli 2012 eröffnet. Vom 14. September bis 22. Oktober wird sie in The Cube in der Konzernzentrale der Gruppe Deutsche Börse in Eschborn bei Frankfurt gezeigt. Begleitend erscheint ein zweisprachiger Katalog auf deutsch und englisch.
Pieter Hugo, geboren 1976 in Südafrika, wurde für seinen Bildband „Permanent Error“ nominiert – erschienen 2011 im Prestel Verlag. In der Publikation dreht sich alles um eine Müllkippe für Technologieabfälle am Rande von Ghanas Hauptstadt. Im Fokus stehen junge Slumbewohner, die hier ausrangierte Industrieabfälle verbrennen, um wiederverwertbare Rohstoffe zu gewinnen und so ihren Lebensunterhalt verdienen. Hugos schonungslose Fotografien dieser verseuchten Ödnis offenbaren die Kehrseite unserer schnelllebigen, technisierten westlichen Konsumgesellschaft.
Rinko Kawauchi, geboren 1972 in Japan, wurde für ihren Bildband „Illuminance“ nominiert – erschienen 2011 bei Kehrer. Rinko Kawauchi schafft in ihren Werken imaginäre Welten, in denen etwas Unwirkliches wirklich zu werden scheint – Augenblicke wie aus einem Traum, aus einer Erinnerung, einer anderen Zeitlichkeit werden hervorgerufen. Die Bilder in ihrer Publikation, die Auftragsarbeiten und persönlichen Projekte umfasst, zeichnen ihr Schaffen über einen Zeitraum von 15 Jahren nach und verleihen dem Alltäglichen etwas Außergewöhnliches und Poetisches.
John Stezaker, geboren 1949 in Großbritannien, wurde für seine Ausstellung in der Whitechapel Gallery in London nominiert. Die mehr als 40 Schaffensjahre umspannenden Collagen John Stezakers stellen unsere facettenreichen Beziehungen zur Welt der Fotografien immer wieder auf die Probe. Elegant und oft rätselhaft stellt er aus Büchern, Zeitschriften und Postkarten entnommene Bilder nebeneinander. So nutzt Stezaker den Inhalt und Handlungsrahmen seiner Vorlagen, um ihnen seine eigene geistreiche sowie ergreifende Ausdrucksweise zu verleihen.
Christopher Williams, geboren 1956 in den USA, wurde für seine Ausstellung „Kapitalistischer Realismus“ im Haus der Kunst der Stadt Ceské Budejovice (Budweis) in der Tschechischen Republik nominiert. Als Konzeptualist wie auch als Fotograf gelingt es Christopher Williams seit nunmehr 40 Jahren, Bilder von Kameras, Modellen, Fahrzeugen und anderen technischen Apparaturen anzufertigen. Durch Anspielungen und Entlehnungen aus der Welt der kommerziellen Fotografie hinterfragt er, was ein Bild ausmacht und inwiefern der eigentliche Bildinhalt von Bedeutung ist.

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