25.04.2008 - 03.08.2008
Das Bröhan-Museum präsentiert mit der Ausstellung "Jugendstil aus Nürnberg. Kunst – Handwerk – Industriekultur" eine besondere Facette des deutschen Jugendstils. Anhand von etwa 200 Objekten wird die große Vielfalt und künstlerische Qualität deutlich, die den Nürnberger Jugendstil auszeichnet. Zu sehen sind Exponate unterschiedlicher Materialien und Techniken wie zum Beispiel Metall, Keramik, Holz, Textilien und Elfenbeinschnitzereien. Die Leihgaben stammen aus einer bedeutenden Privatsammlung und werden durch Stücke aus dem eigenen Bestand sowie aus weiteren privaten und öffentlichen Sammlungen ergänzt.
Vorreiter für den Jugendstil in Nürnberg war die Keramikfirma J. von Schwarz. 1897 stellte sie den
Münchner Bildhauer Carl Sigmund Luber als künstlerischen Leiter für ihre „Fabrik artistischer Fayencen“ ein. Die hohe technische Qualität der farbenfrohen Keramiken brachte der Firma schnell Exporterfolge.
Nur wenig später, 1899, nahm die Metallwarenfabrik Walter Scherf & Co. ihre Produktion von Zinngusswaren auf. Diese konnten in jeder Hinsicht mit den Produkten der heute bekannteren Firmen Orivit/Köln und J.P. Kayser Sohn/Krefeld konkurrieren. Entwerfer wie Josef Wackerle, Herman Gradl d.Ä. oder Friedrich Adler waren für Scherf tätig. Nach 1900 nahmen noch weitere Nürnberger Firmen die Produktion von Jugendstil-Zinnobjekten auf, darunter Georg Friedrich Schmitt, Felsenstein & Mainzer sowie die Gebr. Bing AG. Eine Besonderheit des Nürnberger Jugendstils waren die kunstgewerblichen Meisterkurse am Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg. Diese ließ der damalige Direktor Theodor von Kramer ab 1901 jährlich durchführen, in der Überzeugung, dass künstlerische Qualität sich absatzfördernd auswirken müsse. Es gelang ihm, Mitglieder der Avantgarde des deutschen Jugendstils nach Nürnberg zu holen: Peter Behrens, Richard Riemerschmid, Paul Haustein und Friedrich Adler waren nacheinander als Kursleiter tätig. Gerade die reduzierte Formensprache von Behrens und Riemerschmid half den lokalen Kunsthandwerkern, sich von historistischen Vorbildern zu lösen und dabei gleichzeitig die Gebrauchsfähigkeit der Entwürfe im Blick zu behalten. Bereits 1906 stellten die größeren Firmen ihre Produktion um oder ein, aber auch in der Spätphase des Nürnberger Jugendstils entstanden noch sehr qualitätvolle Arbeiten.
Die Ausstellung zeigt, welche erstaunlichen Leistungen in der Epoche des Jugendstils in jener Stadt entstanden, die bislang vor allem mit der Kunst Dürers und den Goldschmiedearbeiten des 16./17. Jahrhunderts in Verbindung gebracht wird.
Begleitprogramm: 21. Mai 2008, 18:30 Uhr: Vortrag von Dr. Claus Pese zum Thema Nürnberger Jugendstil