Seit Jahrhunderten begeistern Pflanzenmodelle aus Wachs, Terrakotta, Gips, Papiermaché oder sogar Glas nicht nur die Sammler und Liebhaber filigraner Ästhetik. Botanische Modelle spielen bis heute eine wichtige Rolle im Unterricht und sind zugleich einzigartige materielle Zeugnisse der Wissenschaftsgeschichte. Wie solche Modelle entstehen, wie wir sie wahrnehmen, und welche Rolle sie in Wissenschaft und Lehre spielen zeigt die Sonderausstellung „modellSCHAU“ im Botanischen Museum Berlin. Die einzigartige Berliner Sammlung von Pflanzenmodellen wird um viele weitere Kostbarkeiten ergänzt.
Die Exponate spannen den Bogen von altägyptischen Pflanzenmodellen bis hin zu den zeitgenössischen „Computerpflanzen“. Die Ende des 18. Jahrhunderts populären Obstmodellserien aus Wachs oder Papiermaché fehlen ebenso wenig wie die kostbaren Glasmodelle von Leopold und Rudolf Blaschka oder eine exquisite Auswahl der im frühen 20. Jahrhundert sehr populären, zerlegbaren Blütenmodellen der Hersteller Osterloh, Meusel oder Brendel. Zu den Höhepunkten gehören auch Bronzemodelle von Pflanzen, die Karl Blossfeldt und Moritz Meurer um 1890 für den Reformunterricht an Kunstgewerbeschulen herstellten. Die Ausstellung beschäftigt sich jedoch nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der digitalen Zukunft von botanischen Modellen. So können Besucherinnen und Besucher mit Hilfe einer speziellen 3D-Brille in einem virtuellen Arboretum den größten Bäumen der Welt begegnen.
Die Ausstellung modellSCHAU konzentriert sich fast ausschließlich auf „Botanische Modelle“, wird aber punktuell kontrastiert und ergänzt durch zoologische Exponate, wie einem 3D-Scan des Schädels von Eisbär Knut. Die Ausstellung reflektiert das Spannungsfeld von Modell und Wirklichkeit. Als naturgetreue Faksimiles können Modelle als Attrappen, aber auch als Bestimmungshilfe eingesetzt werden. Als didaktisches Objekt werden sie im Unterricht eingesetzt, sie sollen Theorien darstellen und zugleich vermitteln. Als Forschungsmodelle liefern sie in bestimmten Konstellationen sogar selbst neue Erkenntnisse über biologische Phänomene und Formen.