Vom 15. September an sind im Bayer Kulturhaus erstmals Arbeiten der renommierten Schweizer Künstlerin Corinne L. Rusch zu sehen. Unter dem Titel „Why is it so quiet? What are you hiding?“ werden sorgsam inszenierte Fotografien präsentiert, die den Betrachter in eine geradezu surreale Welt entführen und – ganz der Spielzeitüberschrift „Trouvaillen“ von Bayer Kultur folgend – zum Entdecken einladen.
In Deutschland kennt man Corinne L. Rusch kaum, wobei ihr hoch gelobtes Fotobuch „Transient Confessions“, das für den deutschen Fotobuchpreis 2013 nominiert wurde, auf ihre Arbeiten neugierig macht. Rusch, geboren 1973 in Guatemala, kam als Kind in die Schweiz und studierte in Zürich und Wien. Hier ist sie durch Ausstellungen wie zum Beispiel in der Kunsthalle Wien bereits ein Begriff. Bayer Kultur zeigt in der ersten Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland sowohl Arbeiten aus der Werkreihe der alpinen Grand Hotels als auch Schwarz-weiß-Fotografien, die im letzten Herbst in New York entstanden sind und die Stadt im Ausnahmezustand während des Hurrikans „Sandy“ zeigen.
Die Reihe der Grand Hotels verbindet Fotokunst mit dem Thema der Inszenierung und des Theaters. In den herrschaftlichen Hotelräumen arrangiert die Künstlerin Geschichten von Betrug und Mord, Leidenschaft und Wahn. „Satirisch-ironisch, aber auch böse-zynisch erscheinen meine fotografischen Inszenierungen“, so Rusch. „In ihnen zeige ich Augenblicke, nehme mir den Höhepunkt einer Geschichte heraus und lasse das Narrative und Szenische ins Surreale kippen.“ Anders die New Yorker Schwarz-weiß-Fotografien, die Corinne L. Ruschs Projekt „Real Places, Real Dangers“ zuzuordnen sind. Gesucht wird hier nach magischen Orten, an denen Natur und Mensch in einem Verhältnis zueinander stehen, das sich in den alten Natursagen ausdrückt. Die Künstlerin interessieren gerade diese Momente, die das Mythische wieder sichtbar werden lassen: „Ich bin durch die leeren New Yorker Straßen [...] marschiert und habe diese unheimliche Stille fotografiert.“ Rusch gewinnt der pulsierenden Großstadt Bilder ab, die von fern an die Großstadtfotografien aus der Zeit der großen Depression erinnern, aber ihr Blick richtet sich nicht auf die gesellschaftlichen Brüche, sondern die Werke haben eine ganz eigene überzeitliche Wirkung, deren Magie den Betrachter unweigerlich in Bann zieht. In dieser Grundstimmung verbinden sich die beiden Werkserien der Hotels und New Yorks zu einer sehr charakteristischen und eigenständigen künstlerischen Position, die es zu entdecken gilt. Möglich ist dies noch bis zum 12. Januar im Bayer Kulturhaus.