11.02.2011 - 27.03.2011
Das Projekt FLOTSAM AND JETSAM, initiiert von den Künstlern Jacob Dahl Jürgensen und Simon Dybbroe Møller, umfasst skulpturale Objekte, eine Schallplatte und einen Film. Die Objekte sind aus Materialien gebaut, die mit einer Gruppe befreundeter Künstlerinnen und Künstler auf einer kleinen vulkanischen Insel gefunden wurden. Neben ihrer Eigenständigkeit als skulpturale Formen wurden diese Gegenstände auch als Musikinstrumente genutzt: Während des Aufenthalts auf der Insel improvisierten die TeilnehmerInnen mit den Objekten und spielten verschiedene Aufnahmen ein, die im Ausstellungsraum auf einer Schallplatte zu hören sind. Der Film dokumentiert den Prozess des gemeinsamen Findens und der Improvisation mit dem gefundenen Material.
FLOTSAM AND JETSAM ist der Versuch einer kollaborativen Praxis, gleichzeitig aber auch die Befragung eines konzeptuellen und zeitgenössischen Umgangs mit historischen Formen. So verweist der Titel des Projekts auf eine traditionelle Unterscheidung der maritimen Rechtssprechung über das Besitzverhältnis herumtreibender oder an die Küsten angeschwemmter Güter, die entweder aus einem Schiffsunglück stammen (flotsam) oder bewusst über Bord geworfen wurden (jetsam). In beiden Fällen steht das Strand- oder Treibgut den Findern zur freien Verfügung. Die gefundenen Sachen sind der Schutt, das Geröll, die Fragmente der Gesellschaft, die absichtlich oder unabsichtlich weggeworfen, verloren, ausrangiert oder zerstört wurden, und ihre Aneignung ist zugleich eine Aneignung ihres historischen Wissens.
Mit diesen Objekten Musik zu erzeugen erweckt die Geschichte der Gegenstände zum Leben. Klassische Unterscheidungen in nutzbare und nutzlose Gegenstände, in Gebrauchswert und Müll werden bewusst unterwandert sowie herkömmliche Vorstellungen von Musikinstrumenten kritisch befragt. Es geht den Künstlern um das physische, konkrete Arbeiten mit dem alltäglichen Material und um eine Aufmerksamkeit für die Komplexität der uns umgebenden Artefakte. Gleichzeitig visioniert das Projekt eine Welt, in der sich Fragen nach einem historischen Woher oder Wozu erübrigt haben, herumliegende Gegenstände spontan aufgegriffen und einer neuen und überraschenden Zukunft zugeführt werden. FLOTSAM AND JETSAM vollzieht dabei eine Gratwanderung zwischen spielerischer Mimikry und dem kollektiven Ausagieren eines Forschungsprojekts im Do-It-Yourself Modus.
