Der Badische Kunstverein zeigt in Kooperation mit dem Heidelberger Kunstverein eine Ausstellung des französischen Künstlers Aurélien Froment. Die im Badischen Kunstverein eng miteinander verschränkten Arbeiten widmen sich drei historischen Schauplätzen: dem Palais idéal des Autodidakten Ferdinand Cheval, der experimentellen Stadt Arcosanti des Architekten Paolo Soleri und dem Gedächtnistheater des Philosophen Giulio Camillo.
Aurélien Froment untersucht in seinen Arbeiten die Rezeption, Montage und Erfahrung von Bildern sowie die Räume, in denen sie existieren. Hierfür schafft er Dokumente und Ausstellungssituationen, die er aus Quellen schöpft, deren Heterogenität seine Praxis charakterisieren.
Zentrales Werk der Präsentation im Kunstverein ist Froments Fotoarbeit Tombeau idéal de Ferdinand Cheval (2014), die erstmals in Deutschland zu sehen ist. In 90 Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert Froment die fantastische, naive Formensprache, mit der Ferdinand Cheval von 1879 bis 1912 seinen Idealpalast gestaltete. Um diese Wunderkammer in den Ausstellungsraum zu übertragen, aktiviert Froment eine neue Form des Archivs: Zahlreiche Figuren und Formen wurden einzeln fotografiert, indem der Künstler den Hintergrund der Motive mit schwarzem Stoff verhüllte und sie so aus ihrem Gesamtzusammenhang isolierte. Es entsteht ein Index kurioser Formen, der für die eigene Fantasie und Interpretation neu geöffnet wird.
Der überwältigenden Anzahl an Bildern in Froments Tombeau idéal de Ferdinand Cheval steht in dem Film Camillo’s Idea (2013) ein strenger Bühnenraum gegenüber, der bewusst auf eine Bilderflut verzichtet. Die Arbeit setzt sich mit dem Werk des italienischen Philosophen Giulio Camillo (1480 –1544) auseinander. Dieser hatte ein so genanntes Gedächtnistheater erdacht, in dem das gesamte Wissen der Welt wie in einer Enzyklopädie in Bildern verwahrt wird. Froment konzentriert die Erzählung auf den Monolog einer einzigen Schauspielerin, die zwei Texte rezitiert: einen Brief des Philosophen Viglius Zuichemus an seinen Freund Erasmus, in dem er von seinem Besuch bei Giulio Camillo berichtet sowie Camillos eigene Beschreibung des Gedächtnistheaters, die erst nach seinem Tod erschien.
Die dritte und aktuellste Gruppe von Arbeiten umkreist das Werk des italienischen Architekten Paolo Soleri, dessen lebenslanges Projekt – die Idealstadt Arcosanti – als Alternative zur Urbanisierung geplant wurde. Bereits Mitte der 1950er-Jahre entworfen, wird die Stadt Arcosanti seit den 1970er-Jahren in der Wüste Arizonas gebaut. Um die Wirkung dieser imposanten Anlage zu übertragen, hat Froment einige der signifikanten Strukturen aus Arcosanti in Soleris so genannter Erdabguss-Technik modellhaft nachempfunden. Diese Objekte sind als Earthworks (2015) in der Ausstellung im Badischen Kunstverein erstmals zu sehen und werden von einer Serie neuer Fotografien unter dem Titel Negative Architecture (2015) begleitet. Soleri ist zudem für die Fabrikation keramischer Windglocken bekannt, die noch heute produziert werden. 21 Glocken wurden in Arcosanti für den Kunstverein neu gegossen – für Froment ein Sinnbild für Soleris visionäre Architektur en miniature.