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Alfred Erhardt Stiftung


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10117 Berlin
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-21.00 Uhr

Naturzeichenzeichnen

04.07.2015 - 13.09.2015

Auf Einladung der Alfred Ehrhardt Stiftung erhielt der Gast-Kurator Janos Frecot eine „carte blanche“ für eine Ausstellung zum Thema Natur, die seine besondere Sichtweise der Fotografie widerspiegelt. Die Ausstellung mit dem Titel NATURZEICHENZEICHNEN wurde zur persönlichen Danksagung an viele Künstlerinnen und Künstler, die ihm zu Freunden und Weggefährten geworden sind. So stammen denn auch viele der hier gezeigten Arbeiten aus seiner privaten Sammlung.
Mit dem Ausstellungstitel spielt Janos Frecot auf zweierlei an: auf Bilder der Natur und auf das Notieren und Ausformulieren ihrer stets wandelbaren Gestalten. Früher verließ man nicht ohne Stift, Zeichenblock und Malzeug das Haus, um sich die Welt anzueignen. Heute verwenden wir dafür die Kamera, gleich ob analog oder digital. Wie früher den Zeichenstift nutzen wir die Kamera zum Vermessen der Welt oder zum Generieren des Bildes, das wir uns von ihr machen. Der Schritt vom Notieren zum Begreifen ihrer fragilen Einmaligkeit lässt sich vereinfacht als Differenz zwischen Abbild und Bild benennen.
Die Fotografinnen und Fotografen der Ausstellung, die aus verschiedenen Zeiten, Regionen, Berufen und Arbeitswelten kommen, zeigen uns ihre Sicht auf die Natur in der Bildsprache, die sie sich als Blick auf Welt, Menschen und Dinge erarbeitet haben. Dabei sind die meisten der ausgestellten Künstler mehr als „nur“ Fotografen: Der Schüler von Johannes Itten Fritz Brill wurde durch profunde Ausbildung als Maler und Grafiker zu dem durch hohe Professionalität geprägten Experimentator in Fotografie und Film, seine Frau Hedwig Bornemann war ihm Mitarbeiterin und feste Hand. Der Schriftsteller Arno Schmidt schuf neben seinen grandiosen, zwischen Lyrik und Groteske gespannten Sprachbildern seiner Prosa Naturfotografien, deren Schönheit von ebenso viel Formwillen wie Empathie zeugt. In den Bildern von Rainer König und Amin El Dib spürt man die Architekten als Welt-Konstrukteure, und einen ähnlichen Impuls sieht man in der Arbeit von Heidi Specker am Werk: ihre Interieurs erscheinen als Grabstätten, in denen Naturzeichen zur Vollendung gekommen sind. Dieter Appelt und Gabriele Kostas waren professionelle Musiker, bevor sie begannen, konzeptionell erarbeitete Bildwelten zu entwerfen. Geht es Appelt hier um die Rhythmisierung der Fläche, so Kostas um die Organisation von Bewegung im Raum durch Zeit. Der vielseitigste von allen - Schauspieler, Schriftsteller, Verleger und Fotograf - ist Hanns Zischler, dessen Lochkamerabilder als Inszenierungen von Licht, Farbe und Zeit erscheinen.
Hinzu kommen Arbeiten von „reinen“ Fotografen wie dem vor einem Jahr verstorbenen Michael Schmidt, einem der bedeutendsten Fotokünstler unserer Zeit, dessen Werk die Feinheit des „Silberstiftes der Fotografie“ im Präzisieren des Klangreichtums der Farbe Grau feiert. Das gilt auch für die schönen und kaum bekannten Bilder von Hans W. Mende aus dessen norddeutscher Heimat, und ebenso für das lichte Birnenfrucht- und Blätter-Fotogramm von Floris M. Neusüss.
Jitka Hanzlová führt mit „Horses“ weiter, was schon an „Forest“ faszinierte: die Bestimmung der Bildgestalt durch raffinierteste Planung des Auschnitts und delikateste Farbigkeit. In den Blütenbildern von Loredana Nemes geht es weniger um thematisch als vielmehr musikalisch hochgespannte Bildoberflächen, und mit Nanne Meyers Ornithologischen Notizen erweitert sich die Ausstellung in die Welt des fantastischen Weiterzeichnens vorgefundener Materialien.

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