Vom 3. April bis 7. Juli 2019 werden in zwei Galerieräumen Gemälde aus der Sammlung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) im Rahmen der Ausstellung Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner präsentiert. Unter dem Titel Die Neue Sachlichkeit in Österreich werden 22 bedeutende Werke von Alfons Walde, Rudolf Wacker, Franz Sedlacek, Josef Floch, Albin Egger-Lienz, Herbert von Reyl-Hanisch, Viktor Planckh, Karl Hauk, Robert Kloss und Greta Freist gezeigt.
Neben der Fortführung des malerischen Expressionismus Oskar Kokoschkas etabliert sich in Österreich in den 1920er-Jahren eine gegenläufige Bewegung: die Neue Sachlichkeit. Die Bezeichnung stammt von der legendären gleichnamigen Ausstellung nachexpressionistischer Kunst in Mannheim 1925. Hauptmerkmal ist die größtmögliche Tilgung des Ausdrucks. Der Pinselstrich ist unsichtbar. Mit großer Nüchternheit widmet man sich der objektiven Wiedergabe der Wirklichkeit. Formal schließt man bei der Renaissance und Meistern wie Albrecht Dürer an. Es kommt nicht nur zur Wiederentdeckung der aufwendigen Lasurmalerei, die den einzelnen Pinselstrich verschleiern soll, sondern eifert auch den ikonografischen Vorbildern der altdeutschen Malerei nach. In Österreich bringt diese Stilrichtung eine größere Vielfalt hervor als in anderen europäischen Ländern.
Das Werk von Albin Egger-Lienz, der seine wichtigsten Arbeiten nach dem Ersten Weltkrieg schafft, weist durch seinen monumentalen Stil und die Plastizität seiner Figuren bereits auf die Neue Sachlichkeit voraus. Mit der Figuren- und Flächenauffassung, wie sie Die Quelle zeigt, ebnet er einem großen Maler den Weg: Alfons Walde. Beide Künstler sind in ihrem Werk den Landschaften und Menschen ihrer Tiroler Heimat verbunden. Alfons Walde ist vor allem durch seine winterlichen Ansichten aus den Kitzbüheler Bergen bekannt.
Andere Spielarten der Neuen Sachlichkeit sind der Magische Realismus und Fantastische Surrealismus. Einer ihrer wichtigsten Vertreter ist der Linzer Chemiker und Kustos im Wiener Technischen Museum Franz Sedlacek. Seine Sujets sind an der spätgotischen Malerei und den Weltlandschaften der Donauschule orientierte Fantasieszenerien mit unheimlichen Gestalten. Lied in der Dämmerung zeigt die für ihn typische Stimmung zwischen Idylle und Bedrohung.
Rudolf Wacker arrangiert die trivialen Gegenstände seines Ateliers ergänzt um ausgestopfte Vögel und Kakteen, Masken und Puppen zu merkwürdigen Stillleben, die er in altmeisterlicher, augentäuschender Manier malt. So entwickelt sich in der Neuen Sachlichkeit eine eigene Bildsprache, in der leblose und beziehungslos angeordnete Gegenstände in Trompe-l’Œil-Manier ausgeführt werden.
Dem Künstler Herbert Reyl-Hanisch geht es vor allem um die Darstellung von Gefühlen als Seelenlandschaften. Die große Hafenstadt zeigt keine real existierende Stadt, sondern ein als Spielzeuglandschaft komponiertes Idealbild.
Mit ihrem Frühwerk ist Greta Freist ebenfalls der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen. Familie eines Malers entfaltet die triste Vision eines imaginierten Familienlebens.
Viktor Planckhs bevorzugte Sujets sind Porträts, Figurenkompositionen, Landschaften und Akte. Er thematisiert die Tristesse der Vorstadt und der Menschen der Zwischenkriegszeit. In seinem Selbstporträt zeigt er sich als nachdenklicher, von Sorgen gedrückter junger Mann.
Robert Kloss malt Blumenstücke, Stadtbilder und Porträts in ungewöhnlichen Ansichten und Perspektiven. Er folgt dabei kubistischen Gestaltungsprinzipien und setzt, wie das Porträt Terzetta zeigt, eine expressive Farbpalette ein.
Die Tradition der 1930er-Jahre findet auch nach den Zweiten Weltkrieg ihre Fortsetzung. Josef Flochs Interieur mit schwarzem Paravent ist ein Schlüsselwerk des Künstlers. Angeregt vom französischen Interieurbild entwickelt Floch nach 1945 einen ganz persönlichen Bildtypus: kaum möblierte, von Stille und Melancholie erfüllte Innenräume mit hohen Fenster- und Türöffnungen, in deren Zentrum der Mensch steht.
Gouverneur Ewald Nowotny: „Der OeNB ist es ein Anliegen, die österreichische Kunst und Kultur zu fördern und wichtige Werke als Leihgaben in Museen auch öffentlich zugänglich zu machen.“