07.05.2009 - 13.06.2009
Die aktuelle Ausstellung von Dirk Rathke (geb. 1968) und Kai Richter (geb. 1969) ist eine Gegenüberstellung zweier Künstler, deren Arbeiten sich auf unterschiedlichste Weise mit der Räumlichkeit auseinandersetzen. Die Sehgewohnheiten des Betrachters werden sowohl durch die dreidimensionalen Leinwände von Dirk Rathke als auch durch Kai Richters skulpturale Eingriffe in den Raum außer Kraft gesetzt.
Curved Canvases oder Bildobjekte sind die angemessene Bezeichnung für die charakteristische Gestalt der Arbeiten von Dirk Rathke. Die von quadratischen, rechteckigen oder auch dreieckigen Grundformen ausgehenden Bildträger bestehen weder aus einem flachen noch aus einem tiefen Rahmen, sondern die Tiefe des Objekts nimmt meist an einer oder auch an zwei Ecken des Bildes im Vergleich zu den anderen Ecken kontinuierlich ab oder zu. Die Folge dieser Konstruktion ist eine nicht länger ebene, sondern leicht konvex oder konkav über den Rahmen gewölbte Leinwand. Die variierende Tiefe der Bildränder ist integraler Bestandteil der Werke, doch auch an den Rändern hört die Wirkung des Bildes nicht auf. Sich fast unmerklich wandelnde Schattenbildungen, die bei natürlichem Lichteinfall im Laufe des Tages in jeweils unterschiedlicher Stärke an verschiedenen Seiten des Objekts entstehen, machen die sich stets verändernde Interaktion zwischen dem Bildobjekt und seiner unmittelbaren Wandumgebung sinnlich erfahrbar. Die Seiten der Leinwand bleiben dabei in den meisten Fällen völlig unbehandelt, wodurch das Augenmerk des Betrachters nicht nur auf die Bildoberfläche, sondern kontrastiv und ergänzend auch auf die Farbe und Textur der Leinwand gelenkt wird.
Der Bildhauer Kai Richter fordert den Betrachter mit seinen skulpturalen Eingriffen in bestehende Raumarchitekturen zu einem neuen Sehen heraus. Seine Installationen, die sich aus simplen H20-Balken, Baustützen, Baubrettern, Putz und Stahlträgern zusammensetzen, übermitteln trotz ihrer Schwere eine ungewohnte Leichtigkeit. Ihrer eigentlichen Funktionalität entraubt werden diese kunstlosen, anonymen Baustellengegenstände und -konstruktionen zu "zeitlosen Schönheiten", was der Künstler an ihnen schätzt.
Seine großen Raumskulpturen stellen sich nicht als kompakter Körper dar, sondern als Liniengeflecht, das sich aus allen möglichen Sichtachsen jeweils neu und anders zusammensetzt.