Jan Dibbets zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Conceptual Art. Im Unterschied zu vielen Künstlern seiner Generation nahm Dibbets sein Medium ernst als er Ende der 1960er Jahre anfing, die Möglichkeiten und Grenzen der Fotografie auszuloten. So führen die frühen „PerspektivKorrekturen" das illusionistische und täuschende Potenzial des Mediums bereits 1968 exemplarisch vor. Aus Seilen gebildete trapezoide Formen werden aus einem bestimmten Winkel fotografiert zu seltsam im Bildraum schwebenden Quadraten - unsere gewohnte Wahrnehmung der Realität findet in diesen frühen Aufnahmen Dibbets keine Entsprechung mehr.
Zum ersten Mal in Deutschland zeigen wir in dieser Ausstellung großformatige Arbeiten aus der Serie New Colorstudies 1976/2012. Basierend auf Negativen aus den 1970er Jahren nutzt Dibbets nun die technische Möglichkeit der starken Vergrößerung der alten Motive. Auf diese Weise entstehen fast malerisch anmutende monochrome Farbflächen, die auf extrem vergrößerten Ausschnitten von Nahaufnahmen von Motorhauben basieren. Bargen die Vorlagen noch Anhaltspunkte zur Orientierung des Betrachters, wie Reflexionen des Himmels oder erkennbare Teile von Autotüren, wirken die großformatigen Arbeiten noch abstrakter und auf die pure Erscheinung von Farbe reduziert. Die Fotografien wirken auf paradoxe Weise abstrakt und geben ihre Gegenstände gleichzeitig präzise wieder. Wie andere Werkgruppen von Dibbets verweisen auch die neuen Farbstudien auf die Erkenntnis, dass ‚Realität eine Abstraktion ist’.
Stellte sich angesichts der frühen Serie noch die Frage, welche Farben die Bilder eigentlich studieren - sind es die normierten Farben der Autolacke oder die Ihnen angepassten Farben des fotografischen Films? – lassen die neuen Farbstudien eine solche Frage ins Leere laufen. Fast alle Farben der neuen Bilder sind vom Künstler digital manipuliert und so scheint sich die neue Serie weder für die Erkundung von Materialfarben noch für deren photographische Repräsentation zu interessieren, sondern eher auf die Erkundung unserer Wahrnehmung von Farben in fotografischen Bildern abzuzielen, deren Beziehung zur Realität aufgehoben erscheint.
Jan Dibbets wurde 1941 in Weert, Niederlande geboren. Er war mit seinen Arbeiten bei der documenta 5, 6 und 7 vertreten sowie mehrfach bei der Biennale in Venedig eingeladen. Seine Arbeiten sind Teil zahlreicher institutioneller Sammlungen vertreten, wie der des Museum of Modern Art, New York, der Tate Modern, London, des Centre Pompidou, Paris und des Stedelijk Museum, Amsterdam. Von 1984 bis 2004 lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf. 1968, ein Jahr nach Gründung der Galerie, zeigt Konrad Fischer bereits erste Arbeiten von Jan Dibbets.