20.06.2009 - 19.09.2009
Die Galerie Volker Diehl freut sich, die erste Einzelausstellung von Susan Hefuna in ihren Räumen anzukündigen. Die Künstlerin zeigt unter Anderem Zeichnungen aus der Serie „ANAgram“, aus der sie auch Arbeiten auf der Biennale in Venedig präsentiert. Das Zentrum der Ausstellung bilden ihre Mashrabiya- Skulpturen, die aus Holz und erstmals auch in Bronze
angefertigt wurden. Ausserdem ist eine neue Serie von Holzmasken erstmals ausgestellt. Hefunas Zeichnungen, die in New York entstanden sind, lassen die Inspiration durch die Skyline der Stadt erahnen. Die Künstlerin verarbeitet darin Gesehenes, gibt aber auch innere Gedankengebäude wieder. So entstehen abstrakte Strukturen sowohl organischer als auch architektonischer
Herkunft. Dafür verordnet sich Susan Hefuna jeweils eine sehr konzentrierte
meditative Arbeitsphase, in der eine Zeichnung vom ersten bis zum letzten Strich am Stück angefertigt wird. Zufall und die Unmöglichkeit der Verbesserung spielen dabei eine wichtige Rolle.
Auf Transparentpapier in mehreren Schichten übereinander gelagert, entfalten die Zeichnungen eine dreidimensionale Raumwirkung. Ihre Schichtung und Doppeldeutigkeit eröffnet viele Interpretationsmöglichkeiten - von europäischen Gittermustern über arabische Mashrabiyas
bis zu Stadtlandschaften mit sozialen und politischen Kommentaren. In der präsentierten Serie „ANAgram“ beinhalten die Zeichnungen erstmals auch Buchstaben. ANA ist das arabische Wort für ICH, kann vorwärts und rückwärts gelesen werden und bildet eine Art Rätsel, analog zur menschlichen Identität.
Traditionellerweise schützten Mashrabiya die innere Welt von der Außenwelt, indem sie das Licht filtern, Luft durchlassen und die Möglichkeit bieten, zu beobachten, ohne gesehen zu werden. Sie schaffen eine durchlässige Wand – die Trennung der Innenwelt von der Außenwelt.
Mashrabiyas ermöglichen nur eine Blickrichtung, nämlich die von innen nach außen, und spielen mit der Idee des Verborgenen und Unsichtbaren. Susan Hefuna hat Worte in ihre Mashrabiya-Skulpturen integriert, die vom Betrachter von beiden Seiten gelesen werden können. Damit eröffnet sie Möglichkeiten zu einem Dialog. Indem sie die Worte in einer europäischen Sprache in die traditionell arabische Mashrabiya einbezieht, fügt sie ein fremdes,
unbequemes Element ein und schafft damit einen Bruch mit der traditionellen Funktion des Mashrabiyas. Gleichzeitig definiert sie ihre Rolle als Frau neu: während die traditionalle Mashrabiya dem Unsichtbar machen der Frau diente, macht Susan Hefuna sichtbar.
Susan Hefuna erwarb schon früh den Blick für das Fremde und das Vertraute. Diese Pole charakterisieren ihr Leben und ihre Arbeit als Künstlerin auf subtile Weise. Sie wuchs abwechselnd in zwei Heimaten auf, der deutschen und ägyptischen und fühlt sich beiden Kulturen zugehörig. Durch die teilweise sehr unterschiedliche Reaktion des Publikums auf die Mashrabiyas hat Hefuna erkannt, dass die Lesart ihrer Werke nicht allein von diesen selbst
ausgeht, sondern auch vom jeweiligen Kontext, in dem sie ausgestellt werden. Als „globalisierte Künstlerin“ schafft sie mit ihren Mahrabiyas so eine Brücke zwischen der europäischen und der arabischen Kultur.