27.01.2012 - 17.03.2012
Das englisch-deutsche Künstlerduo Alice Stepanek (*1954) und Steven Maslin (*1959) ist bekannt geworden mit fotorealistischer Landschaftsmalerei, die in eine heile, gleichsam irritierende und suggestive Welt entführt, und dabei zivilisationskritische Merkmale in sich birgt. Ihre neuen Gemälde verweisen durch Unschärfe-Zonen auf die Wechsel von Verweilen und rasantem Verschwinden in Natur und Kultur. Der Ausstellungstitel "Dwell_by" deutet auf diesen Antagonismus hin.
Alice Stepanek, geboren in Berlin, studierte an der Akademie der bildenden Künste in München und der St. Martin's School of Art, London - der in London geborene Steven Maslin am Kingston Polytechnic und ebenfalls an der St. Martin's School of Art. Das Duo arbeitet seit 1982 zusammen.
Ihr Werk war in vielen Gruppenausstellungen, zuletzt in "Young European Landscape", Collegium Hungaricum Berlin, und "terra incognita. Weltbilder - Welterfahrungen" in den Universitätssammlungen Kunst+Technik, Dresden zu sehen, zudem in zahlreichen Einzelausstellungen, wie in den Galerien Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln, Galerie Jean-Luc & Takako Richard, Paris, Castel Caldés, Caldés, Purdy Hicks Gallery, London, und Fabian & Claude Walter Galerie, Zürich.
Die auf eigenen Fotografien beruhenden Werke, es sind niemals fremde Fotos, sondern eigene, auf Reisen entstandene, werden von den Künstlern gemeinsam auf der Leinwand komponiert und einer "Idealisierungsprozess" genannten Bearbeitung unterworfen. Das Besondere am Werk der beiden in Köln lebenden Künstler war schon in den achtziger Jahren der intensive Bezug zur Natur, in einer Zeit also, als die Kunstproduktion vor allem im Atelier erfolgte. Noch vor der Allgegenwärtigkeit des Computers und den damit verbundenen Möglichkeiten der Manipulation machten sie einen Weg aus, Natur wie auch die Kunstgeschichte als Bildquellen für sich nutzbar zu machen: Bilder umzubilden, zu manipulieren. Sie fanden Gefallen an der Wiederholung, an der Collage. Im Zuge der Bewegung einer von der Kunstkritik und Sammlungsstrategen ausgemachten "Neuen Romantik" erlangte das Duo große Bekanntheit. Der Mond, der Baum, die Nacht, der Wald, der Himmel sind Motive ihrer Bildwelten, die durch idealisierte, intensive Farbigkeit und ungewöhnliche Perspektiven (wie das Fischauge) auf den Himmel über einer Blumenwiese aus Insektensicht oder auf ein Waldpanorama aus der Luft, Spiegelungen und Doppelungen, Gleichzeitigkeit von Jahreszeiten überraschen.
Die Künstler selbst nehmen sich dabei zurück, verweigern sich dem Kult um den Künstlergenius und setzen dieses durch eine demokratisch zu nennende Haltung. Bildlich offenbart sich ihre Position in der Art und Weise, wie der Betrachter/die Betrachterin auf sich selbst geworfen wird: Immer wieder entspannt sich ein Dialog zwischen dem Gemalten, das in seiner Übersteigerung und Menschenleere fremd und fern ist, fast wie vorzeitlich erscheint, und der Lebenswirklichkeit, die sich immer mehr von der Natur entfernt. Sehnsucht auf Realität, Mikrokosmos antwortet auf Makrokosmos, Natur auf Kultur.
Stepanek & Maslin malen Bilder, die wie Filme sind: ein Reißschwenk, ein Zoom, eine Totale, ein Schnitt, eine Zeitlupe. Diese Mittel holen das Motiv aus seinem Stillstand, sie täuschen Bewegung vor. Natur ist Bewegung, und wir bewegen uns auf sie zu, wie wir uns auf diese Bilder zu bewegen. Sie verwirren uns, entlarven die vermeintliche Natürlichkeit, der wir anhängen. Je radikaler die Natur genutzt und ausgebeutet werde, desto größer sei die Hoffnung auf ihre heilende Wirkung, desto stärker das Verlangen unserer Erinnerung nach Unversehrtheit, ohne ein Kunstprodukt zu sein, erklärten die Künstler in einem Interview. Stepanek & Maslin möchten den Betrachter an die Diversität und Komplexität der Natur erinnern, an die Vielschichtigkeit von Codes, die weit über den Möglichkeiten stehen, was menschliche Innovationen erreichen können.