01.05.2010 - 28.08.2010
Vor drei Jahren verließ Matthias Weischer (geboren 1973) sein Leipziger Atelier und widmete sich als Stipendiat der Villa Massimo in Rom der Zeichnung in der Natur. Damals entstand ein Konvolut an zeichnerischen Veduten, Natur- und Objektstudien, erstmals ausgestellt im Neuen Berliner Kunstverein Ende 2007. In sein Atelier in Leipzig zurückgekehrt, beginnt Weischer erneut mit der Malerei - zunächst additive Landschaftsdarstellungen und Gartenstudien, entstanden aus den Erfahrungen des Zeichnens. Nun betritt Weischer einen neuen Raum, gefüllt mit seinen Erfindungen, in dem keine Abbilder des Vorgefundenen, des Gesuchten existieren: Monte Carlo.
Anders als in den perspektivisch verschachtelten, collagenhaften und raumartigen Szenerien früherer großformatiger Leinwände, die das Auge mit einer Fülle von Details belohnen, steht vor dem Hintergrund des Erfahrungsschatzes aus den Monaten des unmittelbaren Zeichnens in der Natur das Objekt im Zentrum der kleinformatigen Malerei. Entsprechend der zeichnerischen Kürzelsprache werden die Objekte nicht in ihrer Gesamtheit erfasst. Esel und Pferd etwa müssen allein mit ihren Hinterbeinen zurecht kommen, wobei ihnen ein blauer Turnschuh oder roter Pump zur Seite gestellt wird, als ob diese in ihrer Situation dienlich sein könnten. Nicht Fixierung sondern Evokation von Form sind hier Mittel zum Zweck. Weischer ermöglicht dem Betrachter eine Formvorstellung, die erst im Kontext der eigenen Reflexion an Beweiskraft gewinnt. Dem Prinzip der additiven Landschaft folgend, gestaltet Weischer die plastischen Einheiten der Tier-, Figuren- und Dingfragmente aus Farbe als reinen malerischen Akt.
Dass Malerei etwas anderes, als die Wiedergabe einer Illusion sei, ist seit dem Verlust des topografischen Interesses, etwa in der Landschaftsmalerei von Cezanne ein künstlerischer Topos. Die 19 Leinwände, die Weischer unter der Ortsbezeichnung Monte Carlo versammelt, bestehen nicht nur selbst aus labyrinthischen Verläufen kleinster visueller Einheiten, die sich vom Zwang der Logik emanzipiert haben. Sie weisen gemeinsam in ihrer Kürzelsprache den Weg nach und durch Monte Carlo, der ein konkreter Ort sein kann, aber nicht will. Er ist vielmehr Ort der Bildphantasie des Einzelnen, der durch dessen eigene Erfahrung gespeist wird.