„Es gibt zwei Sorten von Malern. Es gibt diejenigen, deren Arbeit im Wesentlichen im Voraus überdacht wird und die sich, schon bevor sie beginnen, über die Reise im Klaren zu sein scheinen, zu der sie aufbrechen. Und dann gibt es diejenigen, für die das Malen eine Art reißender Fluss ist, in den sie hineinspringen und in dem sie (wenn ihnen die Göttin des Glücks und eine gehörige Portion Courage erhalten bleiben) schwimmen. Man könnte es als Konflikt zwischen den Anhängern des Klassizismus und den Nachfahren der Romantik bezeichnen – vielleicht aber ist es lediglich ein Teil eines andauernden Dialogs zwischen diesen beiden Parteien.
Ryan Mosley gehört zu der zweiten Art von Malern. Seine schief-seltsamen, nicht zu bändigenden Erzählungen und Teil-Erzählungen treten aus den tiefsten kunsthistorischen Tiefen hervor – so kann man ohne Weiteres die Einflüsse von beispielsweise Brueghel, Picasso und Léger ausmachen –, doch zugleich sind sie in ihrer Machart und ihren Auswirkungen so ausgelassen kapriziös und wild anarchisch, dass es sich fast wie ein Irrtum anfühlt, den Künstler in irgendeiner Weise auf die mehr oder weniger weit zurückliegende Vergangenheit festzunageln. Er malt mit einer kompromisslosen Lust, mit berückenden Hieben und Flicken von Farben, mit einer vergnügten rasenden Unvernunft. Häufig werfen seine Gemälde unbekümmert Fragmente einer Geschichte aus, auf denen wir herumkauen oder über die wir nachsinnen können. Was ist zum Beispiel die Beziehung zwischen einem Bart und einer Schlange und einem Kaktus? Eine Antwort gibt es natürlich nie. Nur eine weitere Frage ist stets vorhanden.
Dieses Mal erhalten wir Bild für Bild einen sehr viel spezifischeren Kontext als je zuvor: die Kunstgalerie als Erlebnis. Bild für Bild finden sich Mosleys humanoide Motive auf den Wänden einer Galerie in der Gesellschaft von Gemälden wieder – wobei humanoide Motive eine unbeholfene, aber durchaus notwendige Art der Beschreibung der grotesken karnevalesken Kreaturen ist, die in diesen Arbeiten ausgesetzt worden sind, so als ob Tiere in einem Zoo aus ihren Käfigen freigelassen wurden. Die Motive, die das Schauen übernommen haben, scheinen in die Gemälde hinein zu gehören; die Motive in den Gemälden selbst sind denen, die sie eingehend betrachten, häufig ausgesprochen ähnlich und sollten vielleicht auch freigelassen werden, um sich selbst aus dem Galerieraum heraus zu betrachten. In The Mirror Never Reflects ist nur ein Stapel von Gemälden zurückgeblieben: Wir werden aufgefordert, die Verweise auf andere Maler, andere Gemälde zu finden. Es ist alles eine so köstliche Komödie des wirren Durcheinanders. Die umhertreibenden Formen selbst sind oft unbändig farbige Annäherungen an die Spezies Mensch, wie Clowns oder dünne Marionetten mit ihren Ofenrohr-Hüten, kecken Schnurrbärten, formbar wie Knetgummi, mit gestutzten Beinen, schlaksig, zusammengeflickt mit Rauten aus Farbe, mitunter fehlt ihnen ein Arm oder ein Bein – vielleicht haben sie aber auch einen Arm oder ein Bein zu viel. Hier gibt es auch Porträts bärtiger Männer, die bisweilen einem aus Anschauung gewonnenen Menschenbildnis so nahe kommen, wie es bei Mosley überhaupt möglich ist – und das ist noch immer nicht sehr nahe, wobei The Last Sea Captain vielleicht eine Ausnahme darstellt. Selbst hier, in diesem etwas weniger lärmigen Zusammenhang, tendiert die Welt noch dazu, Amok zu laufen. Ein Bart kann außer Kontrolle geraten und das Gesicht verschlingen wie in The Gurudude. Allein der Rahmen des Bildes begrenzt diese zirkushafte Tollheit." (Michael Glover)