19.09.2009 - 31.10.2009
"...Der Zeichner selbst erscheint eher als bilderdurchlässige Membran denn als stolzer Macher seiner Bilder. Das dunkle Schilfland liegt am Rande des Bewußtseins und der Geschichte, dort, wo Natur an Historie grenzt, Wasser an Land. Eine Zone, in der die Dinge noch nicht geschieden sind, das kleine Schöpfungschaos am Rande der großen Städte, ein Echo des großen, weltgebärenden Chaos, von dem die Genesis berichtet. Unheimlich ist es doch. Wer weiß schon genau, was im Schilf geschieht? Aber das ist nicht alles. Das Schilfland ist mehr als eine Metapher, mehr als die inwendige Welt des Künstlers, als Stimmung und Bild. Es existiert wirklich, es ist ein Ort in dieser Welt, am Rande der Stadt Leipzig. Man betritt es durch eine Eisentür, hinter ihr wird es weit und hell. Es ist Neo Rauchs Atelier."
(Wolfgang Büscher, Wo das Schilfland liegt, in: Neo Rauch. Schilfland. Works on Paper, München 2009, S. 5. Der Katalog, der die aktuelle Einzelausstellung begleitet, ist im August diesen Jahres im Prestel Verlag erschienen. In Form eines Zeichnungsbuches gibt die 320 Seiten umfassende Veröffentlichung einen Überblick über das zeichnerische Werk Neo Rauchs der Jahre 2005 bis 2009. Die insgesamt 160 Abbildungen werden von einem Essay von Wolfgang Büscher sowie einem Künstlergespräch begleitet.)
Neo Rauch (geboren 1960) studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und machte dort 1990 seinen Meisterschülerabschluss. Anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Leipziger Volkszeitung richtete das Museum der bildenden Künste Leipzig ihm 1997 eine Einzelausstellung aus. Im Jahr 2000 folgte die Ausstellung ‚Randgebiet', die in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, im Haus der Kunst München und in der Kunsthalle Zürich zu sehen war. Der Werkkomplex von Arbeiten auf Papier war erstmals als separates Konvolut im Jahr 2004 in der Albertina Wien ausgestellt.
Eine mehrere Werkphasen umfassende Ausstellung mit Arbeiten aus den Jahren 1993 bis 2006 zeigte das Kunstmuseum Wolfsburg in der Einzelausstellung ‚Neo Rauch. Neue Rollen'. Das Metropolitan Museum of New York widmete Neo Rauch und seinen Bildern aus dem Jahr 2007 die erste Ausstellung der Institution eines lebenden, deutschen Künstlers. Die weiteren Stationen der Ausstellung ‚Neo Rauch. Para', waren das Rudolphinum in Prag und das Max-Ernst-Museum in Brühl.
Im April 2010 wird im Museum der bildenden Künste Leipzig eine Ausstellungsserie beginnen, die auch in die Pinakothek der Moderne in München und in die Nationalgalerie Zacheta in Warschau geht. Das Museum der bildenden Künste Leipzig sowie die Pinakothek der Moderne in München werden diese Einzelausstellungen parallel zeigen. Deren Auswahl von je ca. 60 Arbeiten vermittelt dabei verschiedene Sichtweisen auf und Anknüpfungspunkte an das Werk von Neo Rauch. Zu der Ausstellungsserie wird im Hatje Cantz Verlag ein etwa 300 Seiten umfassender Katalog erscheinen.