Der 1939 in Birmingham geborene Engländer Patrick Hughes ist in der zeitgenössischen Kunst zu einem Begriff für seine dreidimensionalen Bildobjekte geworden, mit denen er den Betrachter mit einer genialen optischen Irritation konfrontiert und sich mit dem zentralen Thema seiner Kunst auseinandersetzt, der Wahrnehmung von Illusion und Wirklichkeit. In seinem künstlerischen Werk offenbart sich eine kreative, intellektuell und analytisch arbeitende Künstlerpersönlichkeit mit britischem Humor. Bereits 1978 verfasste Patrick Hughes zusammen mit George Brecht das Büchlein "Die Scheinwelt des Paradoxons - eine kommentierte Anthologie in Wort und Bild". Anlässlich seines 75. Geburtstages zeigt die Galerie Boisserée zum vierten Mal eine Einzelausstellung in Köln. Der Titel der Ausstellung - "Hughesual Perspective" - ist ein Wortspiel, welches die Raumerfahrung andeutet, die den Betrachter erwartet. In seinen "sich bewegenden" Bildern, die die umgekehrte Perspektive ("reverspective") als Mittel einsetzen, konfrontiert der Künstler den Betrachter in illusionistischen Kompositionen mit dem Spiel sich ständig verändernder Perspektiven. Mit der Umkehrung der Perspektive hält uns Patrick Hughes vor Augen wie sehr unsere Wahrnehmung durch das perspektivische Sehen geprägt wird. Die bevorzugten Motive seiner Gemälde und Multiples sind Architekturansichten (wie z.B. "Venetian"), Gemäldegalerien (wie das neue Gemälde "Moving on Bauhaus" oder die Multiples "Picassos", "Moving", eine Hommage an René Magritte, oder "Handy", eine Hommage an die Pop Art) oder die Kombinationen von Türen und Landschaftsansichten (wie z.B. "Grand Tetons" oder "Shutters"). Die Bildobjekte von Patrick Hughes bestehen aus parallelen Dreiecken, deren "Spitzen" dem Betrachter zugewandt sind. Frontal aus der Distanz betrachtet, vermitteln sie jedoch zunächst den Eindruck einer flachen Oberfläche. Sobald der Betrachter seine Position aber leicht verändert, verändert sich die räumliche Situation auf den Objekten und das Dargestellte scheint sich mit dem vorbeigehenden Betrachter zu bewegen. Diese desorientierende Wirkung der 3D-Arbeiten erzielt Patrick Hughes, indem er die in der Darstellung am weitesten entfernten Motive auf die dem Betrachter zugewandten "Spitzen" der Dreiecke malt. Die räumliche Situation wird falsch eingeschätzt und es kommt zu Wahrnehmungsirritationen. Auch wenn der Betrachter die Täuschung bereits erkannt und verstanden hat, kann er sich der Täuschung nicht entziehen. Das menschliche Auge ist (fast) nicht in der Lage, die räumliche Anordnung zu sehen. Und selbst bei wiederholter Betrachtung sieht man sie immer wieder mit Erstaunen: die Irritation der Wahrnehmung. Die Kölner Ausstellung umfasst 11 auf Holz gemalte Bildobjekte aus den letzten Jahren (darunter 8 aktuelle Arbeiten aus 2014) sowie 33 seiner Multiples in Plexiglaskästen. Neben jüngst erschienenen Editionen wie "Loving", eine Hommage an Robert Indiana, findet der Sammler auch zahlreiche frühere und inzwischen vergriffene Arbeiten wie "Arcadia", "Retroperspective", "Home", "Double Doors" oder "Andy", eine Hommage an Andy Warhol.