02.05.2009 - 20.06.2009
Die Galerie Barbara Weiss freut sich, mit Shards and Skywindows den neuesten Werkkomplex und gleichzeitig die zweite Einzelausstellung der in Los Angeles lebenden amerikanischen Malerin Rebecca Morris (* 1969 in Honolulu) in Berlin zu zeigen.
Rebecca Morris Malerei wird bisher vor allem in den USA rezipiert, wo sie 2008 mit dem John Simon Guggenheim Memorial Fellowship ausgezeichnet wurde, 2005 eine Einzelpräsentation in der renommierten Renaissance Society in Chicago zeigte und seit vielen Jahren regelmäßig in Ausstellungen vertreten ist. Ihre Gemälde stehen für eine Konfrontation von coolem Formalismus mit einem auffällig handwerklichen wie gestischen Einsatz von Farbe und Material, welche sie in unterschiedlichsten Techniken, Styles und Strukturen – im Arbeitsprozess immer von oben − auf die liegende Leinwand setzt.
Rebecca Morris künstlerische Praxis und ihr Ergebnis − abstrakte Gemälde unterschiedlichsten Charakters − entsprechen dabei nicht einer buchstäblichen oder gar strategisch vollzogenen Akkumulation klarer kunsthistorischer Referenzen aus dem Repertoire von Moderne und Abstraktem Expressionismus, so wie man sie als Betrachter verführt ist zu lesen. Vielmehr sind sie Ausdruck und Stationen eines kontinuierlichen, nicht-dogmatischen und offenen malerischen Experiments. So lautet die zentrale Parole in ihrem Manifesto (For Abstractionists and Friends of the Non-Objective: „ABSTRACTION FOREVER!“ (2004/05).
Die Werke in Rebecca Morris Ausstellung Shards and Skywindows scheinen nach zwei unterschiedlichen Prinzipien konzipiert zu sein: zarte, gestisch-gespritze Bilder begegnen Gemälden mit einem massiven, formal klarem, oftmals mehrschichtigen Farbauftrag, wobei diese verschiedenen malerischen Strategien in einzelnen Werken auch direkt ineinander verlaufen. Der Begriff Shard (= Scherbe), den die Künstlerin mit ihrem Ausstellungstitel ins Spiel bringt, lässt sich an den einzelnen kompositorischen Elementen ihrer Gemälde visualisieren, die mal, ähnlich einem fertig zusammengesetzten Puzzle, zu einer neuen Einheit finden, oder, ein anderes Mal, als einzelne Cluster vor einem unbestimmten Raum schweben. Den Unruhezustand ihrer „Scherben“ reguliert und bändigt die Malerin durch den Einsatz bestimmter Farbsysteme, durch Rhythmisierung oder durch das Anlegen von hier oftmals wie gelötet aussehenden Rahmenlinien oder gedachten Symmetrieachsen. So wirken einige der Exponate wie Collagen „zusammen geschweißter“ oder ineinander gesetzter Einzelbilder, andere hingegen repräsentieren deutlich den Charakter eines Mandalas.
Morris zweiter Titelbegriff Skywindows weist über die wörtliche und gegenstandsbezogene Bedeutung Himmelsfenster hinaus - in Richtung Metapher und Interpretation. Rebecca Morris reklamiert und reaktiviert hier die Idee vom Gemälde, das als Medium Einblick in ein unendliches Universum vermittelt, jenseits uns bekannter Dimension und vermittelt so eine Vorstellung von Malerei, wie wir sie allerspätestens seit den Abstrakten Expressionisten kennen.
Indem sie ihre Werke jedoch bewusst nicht mit „sprechenden“ Titeln versieht, sondern sie schlicht nummeriert und datiert, überlässt sie das Interpretationsterrain allein dem Betrachter, den sie mit ihrem sprühenden Farbsinn, ihrem mannigfaltigen, niemals gegenständlichen Formenrepertoire und mit einer sehr eigenwillig daherkommenden Attitüde auch direkt ansprechen und zu einem Geschmacksurteil herausfordern wird.