Orte, die einst Zeugnisse des Wachstums europäischer Kultur und Wirtschaft ablegen sollten, zeigen sich heute als Stätten der Seelenlosigkeit in farbloser „Betonästhetik“ und erscheinen im Zeichen kultureller Abwesenheit. Die imaginären Wunschbilder der Politik, Werbung und Propaganda haben ihre Substanz verloren.
Seit einigen Jahren widmet sich Manuel Schroeder in seinen fotografischen Projekten und künstlerischen Interventionen diesen Orten in Osteuropa und Deutschland. Mit dem Gespür für Details und in vermeintlich dokumentarischer Fotografie nähert er sich narrativ, undogmatisch und systematisch ihren sozialen Realitäten.
Die fotografischen Arbeiten stellen Parallelwelten postsozialistischer Wohnsiedlungen Lettlands und urbaner Wohnprojekte Deutschlands gegenüber und zeigen die Spuren des Alltäglichen im Kontext der wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Umstrukturierungen und Verwerfungen.
Im Umfeld großflächiger, pragmatischer und funktionaler Architekturprojekte wirkt der Mensch unbedeutend, es entsteht das Gefühl der Einsamkeit und Verlorenheit. Doch sein Bedürfnis nach Kultur erweist sich als nachhaltig wirkender Faktor des Wandels: Individuelle Arrangements, improvisierte Kreationen und eigenwillige Veränderungen stellen der vorgegebenen Ordnung eine neue Nutzung des urbanen Raums entgegen. Langsam durchbricht das Bunte die Tristesse.