Lars Dittrich und André Schlechtriem freuen sich, die aus der Zusammenarbeit von Roger Ballen und Asger Carlsen entstandene Serie NO JOKE zu präsentieren. Der geschlossene Zyklus von 37 Schwarzweißfotografien wird im Rahmen der Berlin Art Week zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt und wird im November auf der Paris Photo zu sehen sein.
Im Mittelpunkt der Praxis beider Künstler steht ihr Interesse am Unterbewussten, die Erkundung der komplexen Welten des archetypischen Außenseiters und von Kategorien wie "natürlich" und "unnatürlich".
Die Gemeinschaftsarbeit setzt sich mit dem Verhältnis des Künstlers zum menschlichen Körper und Geist auseinander. Ihre Position ist womöglich durch Erfahrungen von Ortlosigkeit und tief verwurzelter Einsamkeit und den unstillbaren Wunsch geprägt, diese Ästhetik zu konstruieren und insbesondere durch die Prozesse der Photographie zu vermitteln.
Die beiden Künstler, die sich selbst als Außenseiter bezeichnen – Ballen ist 1950 in New York geboren und lebt in Johannesburg, Carlsen kam 1973 in Frederiksberg bei Kopenhagen zur Welt und lebt heute in New York – begannen 2013 mit einer Zusammenarbeit auf Distanz. Auf Grundlage ihrer gemeinsamen konzeptuellen Vorstellungen tauschten Ballen und Carlsen Informationen und digitale Dateien ausschließlich über Email und Skype aus. Über mehrere Jahre hinweg wanderten Bilder zwischen den zwei Künstlern hin und her. In jedem Arbeitsschritt verändert, erweitert, mit neuen Schichten angereichert und überzeichnet, verwandelten sie sich schließlich in enigmatische Fotocollagen, die modernste Bildbearbeitung mit Photoshop und digitale Prozesse mit analogen Techniken des Ausschneidens und Einklebens und grafischen Elementen verbinden.
Für NO JOKE schufen Ballen und Carlsen Fotoskulptur-Figuren, tauschten Selbstporträts aus, ersetzten Körperteile und verschoben sie an andere Stellen, besiedelten Architektur mit schrägen Gestalten, zerschnitten und collagierten von Hand gezeichnete Masken und Graffiti sowie Spinnen, Füchse, Engel, Dämonen und Puppen – sämtlich Material aus ihren individuellen Bildinventaren – in einem imaginären gemeinsamen Atelier, einem traumartigen Studio, in dem sich ein unwirkliches Geschehen abspielt.
Ähnlich wie der surrealistische cadavre exquis, aber absichtsvoller als dieser bereichert der Austausch in der Zusammenarbeit die Praxis beider Künstler und bedeutet zugleich eine Herausforderung, die den fruchtbaren Boden für wahrhaft Originelles, für auf überzeugende Weise Unbehagliches und Beunruhigendes bereitet. Wie die Künstler jüngst in einem Interview mit Office Magazine erklärten: „Wenn man eine Idee mit Worten definieren kann, kann man sie wegschmeißen. Man kann sie verpacken und in einen Supermarkt legen. Wenn die Kunst dagegen undefinierbar ist, entfaltet sie mehr Macht im Unterbewussten, das Unterbewusste weiß nicht, was es mit ihr anfangen soll, also wälzt es sie wieder und wieder und wieder um in dem Versuch, sich irgendwie zu ihr zu verhalten ... Deshalb sollte eine Arbeit in gewisser Weise schwer einzuordnen sein. Wenn sie zu leicht einzuordnen ist, bleibt sie wirkungslos."