Julian Schnabel erlangte insbesondere durch seine „plate paintings“ Anfang der 1980er Jahre Bekanntheit, in denen er die Zergliederung der Bildoberfläche durch die darauf geworfenen, zertrümmerten Teller begann. Diese Fragmentierung hat sich heute, wie Robert Fleck im zur Ausstellungen erscheinenden Katalog bemerkt, „zu einer immer wieder neu angelegten Verbindung von großzügig eingesetzten, scheinbar malereifremden Substanzen einerseits und gewagten Paarungen von Bildern und Bildgründen andererseits entwickelt.“ Die Beschaffenheiten der gefundenen, teils figurativen, teils abstrakten Maluntergründe sind nicht neutral und unberührt, sondern Oberflächen mit Geschichte.
Die synthetischen Maluntergründe der neuen, in der Ausstellung präsentierten Werke sind meist vergrößerte Schnappschüsse von Bildern wie indischen Gottheiten oder historischen Gemälden, die der Künstler selbst aufgenommen hat. Schnabel nutzt die Geschichte der Materialien als Referenzpunkt, als „Fragmente der Welt“, denn, wie er selbst behauptet, "bereits existierendes Material zu verwenden, bringt etwas Ethnographisches in die Arbeit; ich meine, damit wird ein realer Ort und eine reale Zeit in der ästhetischen Wirklichkeit angesiedelt." Seine Gemälde stellen sich somit den Bildverfahren der digitalen Welt und werden ihr durch den malerischen Gestus als Kontrapunkt gegenübergestellt. So ergreift Schnabel, wie Fleck erklärt, „das mediale Bild wie einen Stier bei den Hörnern und zwingt es durch die Malerei in die Knie.“
Julian Schnabel lebt und arbeitet in New York und wurde nicht nur als Maler, sondern Mitte der 1990er Jahre auch als Regisseur mit Filmen wie Basquiat (1996), Before Night Falls (2000) oder Schmetterling und Taucherglocke (2007) bekannt.