In historischen Umbruchzeiten erfüllt euphorischer Jubel die Sieger, während auf Seiten der Verlierer sich die Angst breit macht. Wenn sich in Mozarts Stück Heiterkeit Bahn bricht, ist sie der schadenfreudige Abgesang auf absterbende Strukturen, alte Privilegien, überkommene Verfahrensweisen – auch der zwischen Mann und Frau. Mozart (und Beaumarchais) halten auf der Schwelle der Zeit die Balance – als Künstler auf dem Weg zur eigenen Selbstvermarktung, inhaltlich in der präzisen Zeichnung einer gewichtsverlagerten Gesellschaft mit Almaviva als lächerlicher Figur. Seine Klasse verliert politische Macht, und als Sklave seiner sexuellen Leidenschaft kompensiert er deren Verlust. Der Wind weht aus der Vergangenheit, dem Engel der Geschichte Walter Benjamins bläht er die Flügel. Er ist ein Sturm für die Sieger, für die Verlierer ein melancholischer Windstreif. Der Engel sieht nur Trümmer.